Konzil endet mit ökumenischem Akzent
Besonders kontrovers und langwierig war die Diskussion über das zuletzt behandelte Papier zu den Beziehungen der orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt. Dabei ging es vor allem darum, ob die nichtorthodoxen Kirchen auch als "Kirche" bezeichnet werden sollten. An der Schlussversammlung am Samstagabend durften auch die 15 eingeladenen "Beobachter" aus anderen Kirchen wieder teilnehmen. Unter ihnen waren der vatikanische "Ökumeneminister", Kardinal Kurt Koch, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.
Bedford-Strohm erklärte bereits vor seinem Abflug nach Kreta, die Einladung zum Besuch der "Großen und Heiligen Synode" habe ihn "gefreut und geehrt, denn der Dialog mit der orthodoxen Kirche liegt mir am Herzen". Das Motto der Synode "Er rief sie alle zur Einheit" sei zugleich ein ökumenischer Auftrag, der auch die nichtorthodoxen Kirchen einschließe. Er sei sich "sicher, dass die Synode auf Kreta ein wichtiger Schritt hin zu dieser Einheit ist".
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel bezeichnete in der Abschlusssitzung das Konzil als "großes Ereignis im Leben der orthodoxen Kirche". An die ökumenischen Gäste gewandt, betonte der Patriarch auf Englisch seine Dankbarkeit über ihre Anwesenheit und dafür, dass sie und ihre Kirchen für den Erfolg des Konzils gebetet hätte. "Wir alle bestätigen den Wert des Dialogs mit allen christlichen Kirchen". Außerdem hob Bartholomaios I. hervor, das Patriarchat von Konstantinopel sei schon seit 100 Jahren ein "Vorreiter der ökumenischen Bewegung" gewesen und habe zu den Gründungsmitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen und der Konferenz Europäischer Kirchen gehört.
Weder Beschlüsse noch Enzyklika in Endfassung veröffentlicht
Weder die Texte der sechs Beschlüsse noch die abschließende "Enzyklika" und die kürzere "Botschaft" des Konzils sind bisher in der Endfassung veröffentlicht. Das liegt nach Angaben des Konzilssekretariats vor allem an der Schwierigkeit, die jeweiligen Texte in den vier offiziellen Konzilssprachen Griechisch, Russisch, Englisch und Französisch vorzulegen. Die Dokumente müssten zudem von allen offiziellen Delegierten in allen vier Sprachen unterzeichnet werden. Die "Botschaft" soll am Sonntag im Abschlussgottesdienst des Konzils in der Sankt-Peter-und-Paul-Kirche in Chania verlesen werden.
Bei den beschlossenen Dokumenten geht es zum einen um innerorthodoxe Fragen wie die Ordnung der weltweiten orthodoxen Diaspora und die Regelung der Erklärung des Autonomiestatus einer Landeskirche; festgeschrieben werden auch die Fastenregeln und Bestimmungen zum Sakrament der Ehe und seiner Hindernisse. Zum anderen geht es um die Weltverantwortung der orthodoxen Kirche in der Gegenwart und um das "Ökumenismus"-Papier.
Überschattet wurde das seit mehr als fünf Jahrzehnten vorbereitete Konzil durch die kurzfristige Absage von vier Kirchen, darunter die russisch-orthodoxe Kirche, der mehr als die Hälfte aller orthodoxen Gläubigen weltweit angehören. Die Teilnehmer in Kolymvari hoben hervor, dass dies nach ihrem Verständnis den Charakter eines "allorthodoxen" Konzils nicht beeinträchtige. Auch die fehlenden Kirchen hätten an allen Texten in der kompletten Vorbereitungsphase mitgearbeitet und die vorliegenden Entwürfe mitgetragen. (bod/KNA)