Beobachter rechnen am Donnerstag mit Urteilen

Vatileaks-Prozess: Staatsanwälte fordern Haftstrafen

Veröffentlicht am 05.07.2016 um 08:54 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Anders als die Staatsanwaltschaft fordern die Verteidiger allerdings einen Freispruch für die drei Angeklagten.

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Wie das vatikanische Presseamt am Montagabend mitteilte, forderten sie für Chaouqui drei Jahre und neun Monate Freiheitsentzug, für Vallejo Balda drei Jahre und einen Monat und für Maio ein Jahr und neun Monate. Der mitangeklagte Journalist Gianluigi Nuzzi soll nach dem Willen der vatikanischen Ankläger wegen Beihilfe zur Verbreitung der betreffenden Dokumente ein Jahr auf Bewährung erhalten.

Bei dem Journalisten Emiliano Fittipaldi, der wegen des gleichen Vorwurfs belangt wurde, will die Staatsanwaltschaft wegen Mangels an Beweisen von einer Bestrafung absehen. Ob die Angeklagten bei einer möglichen Verurteilung tatsächlich in Haft müssen, ist offen. Unmittelbar betroffen dürfte voraussichtlich nur der Geistliche Vallejo Balda sein, der neben seiner spanischen Staatsangehörigkeit als einziger auch einen vatikanischen Pass besitzt.

Die Verteidigung forderte am Dienstag dagegen den Freispruch der beiden Hauptangeklagten. Die Beweise für eine Weitergabe vertraulicher Unterlagen seien unzureichend, sagte Emanuela Bellardini, Verteidigerin des spanischen Priesters Lucio Angel Vallejo Balda, in ihrem Schlussplädoyer. Den Vorwurf der Anklage, Vallejo Balda habe eine kriminelle Vereinigung gebildet, wies sie als unbegründet zurück. Auch Laura Sgro, Anwältin der italienischen PR-Beraterin Francesca Chaouqui, plädierte auf Freispruch ihrer Mandantin.

Urteile am Donnerstag erwartet

Die Plädoyers der Verteidigung von Maio sowie der mitangeklagten Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi sind für diesen Mittwoch vorgesehen. Mit der Urteilsverkündigung rechnen Beobachter für Donnerstag. Das Verfahren war Ende November vor dem Gericht des Vatikanstaats eröffnet worden. Nach einer dreimonatigen Unterbrechung wurde es im März fortgesetzt.

Der spanische Priester Vallejo Balda wird beschuldigt, als Sekretär der vatikanischen Wirtschaftspräfektur vertrauliche Kommissionsunterlagen an die Journalisten Nuzzi und Fittipaldi weitergeben zu haben. Diese veröffentlichten die Dokumente im November in Büchern. Chaouqui soll laut der Anklage Druck auf Vallejo Balda ausgeübt haben. (bod/KNA)

05.07.2016, 17.34 Uhr: ergänzt um Plädoyer der Verteidigung

Linktipp: "Ich fühlte mich bedroht"

Der angeklagte Geistliche Lucio Angel Vallejo Balda hat nach seinem Geständnis im "Vatileaks 2"-Prozess die Beweggründe für seinen Geheimnisverrat geschildert. Er habe sich von zwei Journalisten bedroht gefühlt.