Lombardi: Aussagen von Kardinal Sarah wurden "schlecht interpretiert"

Vatikan dementiert Spekulationen um Liturgiereform

Veröffentlicht am 12.07.2016 um 08:52 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan dementiert Spekulationen um Liturgiereform
Bild: © KNA
Liturgie

Vatikanstadt ‐ Eine Reform der Reform? Der Vatikan dementiert: Eine Liturgiereform soll es nicht geben. Entsprechende Aussagen von Kardinal Sarah seien "schlecht interpretiert" worden, so Vatikansprecher Lombardi.

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Für Franziskus bleibe das nach der Liturgiereform von Paul VI. (1963-1978) veröffentlichte Messbuch die ordentliche Form des Ritus, so Lombardi. Der von Benedikt XVI. (2005-2013) als außerordentliche Form zugelassene alte Ritus dürfe nicht an dessen Stelle treten. Änderungen der Liturgie, wie sie Medienberichte für den Advent in Aussicht gestellt hätten, werde es nicht geben.

Der Vatikan reagierte damit auf einen Bericht der britischen Zeitschrift "Catholic Herald". Der Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, hatte demnach bei einem Liturgie-Kongress in London gesagt, er wünsche sich eine Rückkehr zur Messfeier in Richtung Osten. Sarah berief sich in seinen Ausführungen auf eine angebliche Bitte von Papst Franziskus. Dieser habe ihn beauftragt, Möglichkeiten zu einer "Reform der Reform" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Bereich der Liturgie zu prüfen.

Äußerungen Sarahs "schlecht interpretiert"

Sarahs Äußerungen seien "schlecht interpretiert" worden, heißt es in der Vatikan-Erklärung vom Montag weiter. Der Begriff einer "Reform der Reform" sei besser zu vermeiden, da er Missverständnisse hervorrufen könne, so Lombardi. Die sei am Wochenende in einer Begegnung des Papstes mit Sarah einvernehmlich festgestellt worden. Franziskus hatte Sarah am Samstag empfangen. Es sei "sehr wichtig, dass wir schnellstmöglich zur gemeinsamen Ausrichtung von Priestern und Gläubigen zurückkehren, nach Osten oder zumindest in Richtung der Apsis, also auf den ankommenden Herrn hin", sagte Sarah laut dem "Catholic Herald". Als einen guten Termin für die Änderung nannte der Leiter der Gottesdienstkongregation den Ersten Adventsonntag.

Seit der Liturgiereform nach dem Konzil zelebriert der Priester mit und zur betenden Gemeinde hin statt wie zuvor über Jahrhunderte "mit dem Rücken zum Volk". Die Liturgiekonstitution von 1963 forderte mehr Einsatz der jeweiligen Landessprache im Gottesdienst. Die Gläubigen sollten als Gemeinde aktiv ins liturgische Geschehen einbezogen werden; die Zentrierung auf den Priester tritt zurück. Das neue römische Messbuch von 1969/70 ging weiter und schaffte die alte Tridentinische Messe ab, bei der die Priester das Messopfer mit dem Rücken zur Gemeinde feiern. Zahlreiche Traditionen und Riten wie etwa die Kanzelpredigt oder die "Stillen Messen" wurden abgeschafft.

Nach Osten ausgerichtet

Kirchen sind seit frühchristlicher Zeit nach Osten ausgerichtet. Dahinter steht der Gedanke an die Wiederkunft Jesu Christi am Jüngsten Tag. Im Begriff Orient (von lateinisch oriri, aufgehen) ist der Osten gekennzeichnet als die Richtung des Sonnenaufgangs. Die Sonne bringt Licht und Leben und ist so Symbol für Christus, der sich selbst auch als "Licht der Welt" bezeichnet hat. (KNA)

Linktipp: Sarah: Ab Advent nach Osten zelebrieren

Es sei sehr wichtig, so bald und wann immer möglich den Gottesdienst "ad orientem" zu feiern, forderte Kardinal Sarah. Außerdem kündigte er an, die Liturgiereform des Konzils zu überarbeiten.