Bernardo Provenzanos befinde sich "in einer Art Exkommunikation"

Mafia-Boss wird ohne Messe beerdigt

Veröffentlicht am 14.07.2016 um 13:50 Uhr – Lesedauer: 
Ein Priester feiert die Heilige Messe
Bild: © KNA
Kriminalität

Rom/Monreale ‐ Der am Mittwoch verstorbene Bernardo Provenzano bekommt zwar eine kirchliche Beisetzung. Auf eine Eucharistiefeier muss seine Familie laut der sizilianischen Diözese Monreale dagegen verzichten.

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Auf die Messe werde verzichtet, weil jede Eucharistie "Ausdruck der Kirchengemeinschaft" sei; diese sei bei Provenzano nicht vorauszusetzen. Er befinde sich "in einer Art Exkommunikation". Den Brauch kirchlicher Beerdigungen auch für Kriminelle verteidigte Chimeti, der selbst Priester ist, dagegen. Gebete für den Verstorbenen könnten "niemandem verweigert werden", so der Bistumssprecher. "Wir alle sind Sünder." In der Trauerfeier bitte "die ganze Kirche den Herrn um Erbarmen angesichts des Letzten Gerichts, dass es ein Gericht der Barmherzigkeit werde". Dies gelte "für einen Familienvater wie für einen Schwerverbrecher".

Italienische Medien hatten zuvor berichtet, der Polizeichef von Palermo, Guido Longo, habe eine öffentliche Trauerfeier für den früheren "Boss der Bosse" in einer Kirche untersagt. Bistumssprecher Chimeti erklärte dazu, es handle sich um eine übliche Praxis. Dabei verständige sich die Polizeibehörde der betreffenden Provinz mit dem Ortsgeistlichen über eine diskrete Beerdigung ohne Feier in der Pfarrkirche.

Bibel für verschlüsselte Botschaften genutzt?

Zuletzt sei so der Ex-Mafioso Procopio Di Maggio mit einer nichtöffentlichen Zeremonie um sieben Uhr morgens auf dem Friedhof der nordsizilianischen Kleinstadt Cinisi beigesetzt worden, sagte Chimeti. Di Maggio, der in den 30er-Jahren in den USA für den legendären Al Capone arbeitete und wie Provenzano zum Clan von Salvatore "Toto" Riina gehörte, war am 2. Juni im Alter von 100 Jahren gestorben.

Bernardo Provenzano war im April 2006 nach 43 Jahren im Untergrund nahe seiner Heimatstadt Corleone festgenommen worden. In seinem Versteck fand sich neben einem Bildchen des Volksheiligen Pater Pio auch eine Bibel mit zahlreichen Unterstreichungen und Anmerkungen. Unklar blieb, ob diese Notizen Ausdruck persönlicher Frömmigkeit waren oder in Zusammenhang mit verschlüsselten Botschaften des Bosses standen. Provenzano pflegte seine Anweisungen auf kleinen Zettelchen, sogenannten "pizzini" mit Segenswünschen zu verbinden. (KNA)

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