Romano Guardini soll seliggesprochen werden
Demnach ist bereits ein sogenannter Postulator für die beiden Verfahren ernannt. Nach Informationen der KNA stellt er derzeit Zeugenlisten zusammen und prüft Vorschläge für die Besetzung weiterer Gremien. Mit einer offiziellen Eröffnung der beiden Prozesse durch Kardinal Reinhard Marx wird noch in diesem Jahr gerechnet.
Guardini (Foto) gilt als einer der einflussreichsten katholischen Denker des 20. Jahrhunderts. Der gebürtige Veroneser wuchs in Mainz auf. Dort wurde er 1910 zum Priester geweiht und nahm ein Jahr später die deutsche Staatsbürgerschaft an. Nach Studien in Freiburg und Tübingen habilitierte er sich 1922 in Bonn mit einer Arbeit über Bonaventura. Er lehrte in Berlin, Tübingen und München Religionsphilosophie. Die Lehrstühle wurden eigens auf ihn zugeschnitten.
Geistiger Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils
Guardini nahm gestaltend Einfluss auf die katholische Jugend- und Liturgiebewegung und wurde so zu einem geistigen Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965). Zu einer Mitarbeit beim Konzil kam es jedoch nicht mehr, da Guardini in seinen letzten Lebensjahren vermehrt unter Depressionen litt. In München zählte er zu den Mitbegründern der Katholischen Akademie in Bayern, die bis heute seinen Nachlass verwaltet und einen nach ihm benannten Preis verleiht.
Religionspädagogen sehen in Guardini einen neuen "Patron der Erzieher". Vor vier Jahren formierte sich in seinem Geburtsland Italien eine Gruppe von Verehrern, die seither für seine Seligsprechung beten und inzwischen auch in Deutschland Unterstützer haben, etwa die emeritierte Dresdener Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, die heute an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien lehrt. Die Fürsprecher dieses Anliegens wissen Benedikt XVI. hinter sich, der Guardini in seinen Ansprachen häufig zitierte.
Gerlich formte Zeitung zu Kampforgan gegen Hitler
Gerlich versuchte ab Sommer 1931, Adolf Hitlers Griff nach der Macht mit scharfen publizistischen Attacken zu verhindern. Dazu formte er eine bis dahin politisch harmlose Wochenzeitung zu einem Kampforgan um und gab ihr den Titel "Der gerade Weg". Unter dem Eindruck der Begegnung mit der oberpfälzischen Mystikerin und Ekstatikerin Therese Neumann hatte der aus Stettin stammende Calvinist kurz zuvor zum katholischen Glauben gefunden. Im Kreis um die "Resl von Konnersreuth" traf Gerlich auch die wichtigsten Mitstreiter für seinen Widerstand gegen die Nazis. Hitler ließ ihn gleich nach seiner Machtübernahme im März 1933 einsperren.
Die "Schutzhaft" bis zu seiner Ermordung im Sommer 1934 ertrug Gerlich nach dem Zeugnis von Mitgefangenen im Gebet und die Vertiefung in theologische Lektüre. Katholische Journalistenvereine wie der Bayerische Presseclub haben sich bereits vor Jahren für ein Seligsprechungsverfahren eingesetzt. Sollte Gerlich von der Kirche als Märtyrer anerkannt werden, könnte der Prozess relativ rasch abgeschlossen werden. Der Nachweis eines Wunders infolge einer Gebetserhörung ist in solchen Fällen nicht notwendig. (bod/KNA)