Der Demokrat Tim Kaine kämpft im Wahlkampf an Hillary Clintons Seite

Der "Franziskus-Katholik"

Veröffentlicht am 27.07.2016 um 00:01 Uhr – Von Thomas Spang (KNA) – Lesedauer: 
Der "Franziskus-Katholik"
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USA

Washington ‐ Tim Kaine ist Jesuiten-Schüler und hält große Stücke auf Papst Franziskus. Nun soll er Hillary Clintons "Vize" werden. Das verspricht Reibungen mit dem republikanischen Kandidaten Donald Trump.

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Kaines Vater besaß einen kleinen Handwerksbetrieb und verdiente sein Geld mit Schweißarbeiten. Ein Teil der Einkünfte floss in die Ausbildung Tims an einer jesuitischen Privatschule, die Spuren hinterließ. 1980 unterbrach Kaine sein Studium an der renommierten Harvard Law School für ein Jahr, um Missionaren der Jesuiten in Honduras zu helfen. Ein prägendes Jahr für den jungen Mann, der in dem zentralamerikanischen Land Spanisch lernte und seine Leidenschaft für den Kampf um soziale Gerechtigkeit vertiefte.

Bei seinem ersten Auftritt an der Seite Hillary Clintons an der Florida International University in Miami richtete er sich in fließendem Spanisch an seine Zuhörer, darunter viele Latinos, und hieß sie mit freundlichen Worten willkommen. Eine demonstrative Abgrenzung zum republikanischen Kandidaten Donald Trump, der unter Hispano-Amerikanern wegen seiner kritischen Aussagen zu mexikanischen Einwanderern eher unbeliebt ist.

Gemeindemitglied in einer von Schwarzen geprägten Kirche

William D'Antonio, Experte der Catholic University, nennt den dreifachen Familienvater Kaine einen "Franziskus-Katholiken". Clintons Wahlkampfpartner setze politisch ähnliche Schwerpunkte wie das Oberhaupt der katholischen Kirche. "Den Armen zu dienen und der Einsatz für soziale Gerechtigkeit machen die Arbeit Kaines aus." Diese Ziele verfolgte Kaine während seiner gesamten Karriere: Von den Anfängen im Stadtrat der ehemaligen Hauptstadt der Südstaaten-Konföderation Richmond über den Aufstieg zum Bürgermeister dort bis hin zu seiner Arbeit als Gouverneur und Stellvertreter im US-Bundesstaat Virginia sowie zuletzt im US-Senat. Zusammen mit seiner Ehefrau Anne Holton schloss er sich in Richmond der Gemeinde St. Elizabeth an, in der die Mehrheit der Gemeindemitglieder Schwarze sind. Der Politiker gründete einen Studienkreis für Männer und engagierte sich im Gospel-Chor.

Der Milliardär Donald Trump möchte als Kandidat der Republikaner zur Wahl des US-Präsidenten antreten.
Bild: ©picture alliance / ZUMAPRESS.com

Vergangene Woche wurde Donald Trump zum Kandidaten der Republikaner zur Wahl des US-Präsidenten gewählt - er steht nicht nur parteilich gesehen genau gegenüber von Tim Kaine.

Der Jazz-Freund und Harmonika-Spieler steht offen zu seinem Glauben, den er als "meinen Nordstern" bezeichnet. Dazu gehört für ihn auch die Ablehnung von Abtreibungen und Todesstrafe. "Persönlich bin ich dagegen", betonte er in einem Interview seine Position. In puncto Schwangerschaftsabbruch will er das "Ja" zum Kind zwar erleichtern, hält die Entscheidung zugleich jedoch für eine persönliche: "Das Letzte, was Frauen benötigen, ist eine Regierung, die sich in persönliche Entscheidungen einmischt." Konservative kritisieren diese Haltung als inkonsequent, während Organisationen wie Planned Parenthood Kaine Bestnoten geben.

Gegenpositionen zu Trump soweit das Auge reicht

Auch beim Thema Todesstrafe ist Kaines Vorgehen zwiespältig. Als Gouverneur von Virginia erlaubte er die Exekution von elf zum Tode verurteilten Gefangenen. "Das ist meine Verpflichtung unter dem Gesetz von Virginia", erklärte er den Widerspruch zu seiner persönlichen Überzeugung. Im Senat machte er sich für eine umfassende Einwanderungsreform stark und diente im Auswärtigen Komitee. In den Augen Clintons ein weiterer Pluspunkt, der Kaine für das Amt des Vizepräsidenten qualifiziert. Darüber hinaus ist er ein entschiedener Befürworter strengerer Waffenkontrollen.

Letzteres hat mit der bisher größten Bewährungsprobe seiner Laufbahn zu tun. Als am 16. April 2007 ein Amokläufer an der Virgina-Tech-Universität eines der schwersten Massaker in der Geschichte des Landes anrichtete, brach der damalige Gouverneur eine Reise nach Japan ab und erwarb sich als besonnener Krisenmanager Respekt. Auch deshalb könnte er der umstrittenen Kandidatur Clintons etwas mehr Balance verleihen.

Von Thomas Spang (KNA)