Papst besucht Wallfahrtsort Tschenstochau
In seiner Predigt rief Franziskus dazu auf, "über das Unrecht und die Verwundungen der Vergangenheit hinauszugehen". Aufgabe der Kirche sei es, den Menschen zuzuhören, sich einzubringen und Freuden und Mühen der Leute zu teilen. Den jährlich von Millionen Pilgern besuchten Wallfahrtsort mit der "Schwarzen Madonna" nannte der Papst die "geistliche Hauptstadt" Polens. Die Muttergottes beschrieb er in seiner Predigt als Vorbild an Demut und Offenheit für Gott. Dagegen sei es "in tragischer Weise menschlich und eine große Versuchung", von Macht und Größe angezogen zu sein.
Die Offenbarung Gottes geschehe "immer im Kleinen", sagte der Papst. So habe Jesus auf ein politisches Eingreifen gegen die römische Herrschaft verzichtet. Zur Zeit der Geburt Jesu sei weder die Menschheit dafür besonders bereit gewesen, noch habe eine Phase der Stabilität und des Friedens geherrscht. Gott rette, indem er "klein, nah und konkret" werde. Die Zeitenwende unter Christus nütze wenig, wenn sie nur ein Datum der Geschichte bleibe, so der Papst. Christen müssten einen "inneren Übergang" vollziehen.
Franziskus erinnert an starke Verkünder der Barmherzigkeit
Mit Blick auf die 1.050-jährige Geschichte seit der Christianisierung Polens rühmte Franziskus die "Märtyrer, die die wehrlose Kraft des Evangeliums haben aufleuchten lassen". Weiter erinnerte er an "die sanften und starken Verkünder der Barmherzigkeit wie der heilige Johannes Paul II. und die heilige Faustina". Visionen der polnischen Ordensfrau Maria Faustina Kowalska (1905-1938) hatten besonders die Barmherzigkeit Jesu zum Inhalt.
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Franziskus benutzte bei der Feier den Kreuzstab seines aus Polen stammenden Vorvorgängers Johannes Paul II. (1978-2005). Die Rundfahrt des Papstes unter den Zehntausenden Teilnehmern war von einem ungewöhnlich starken Aufgebot an Sicherheitskräften begleitet. Franziskus selbst benutzte wie üblich einen offenen Wagen, der lediglich mit einem Glasdach als Regenschutz ausgestattet war.
Papst stürzt während des Gottesdienstes
Während des Gottesdienstes kam es zu einem kleinen Schockmoment: Der Papst stolperte auf dem Podest am Altar, als er ein Weihrauchfass in der Hand hielt, und stürzte zu Boden. Der 79-Jährige richtete sich jedoch mit Hilfe des Zeremonienmeisters und eines anderen Begleiters schnell wieder auf und hielt wenig später augenscheinlich unverletzt seine Predigt.
Vor der Messe hatte Franziskus im Beisein von rund 300 Ordenspriestern die Wallfahrtskapelle betreten, um vor dem als wundertätig verehrten Marienbild, der "Schwarzen Madonna", zu beten. Er wirkte abgelenkt, als zu Fanfarenklängen die aus Silber und Gold gearbeitete Schutzverkleidung des Schreins emporgehoben wurde. Danach verweilte der Papst in sich gekehrt vor der Ikone. Zum Abschluss schenkte er dem Gnadenbild eine Goldene Rose, eine besondere päpstliche Auszeichnung für Marienheiligtümer. Diese Geste hatte in Tschenstochau zuletzt Johannes Paul II. 1979 vollzogen.
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Anders als im Programm vorgesehen legte Franziskus die etwa 140 Kilometer lange Strecke von Krakau zu dem nordwestlich gelegenen Pilgerort im Auto statt im Hubschrauber zurück. Die Organisatoren gaben schlechte Witterungsverhältnisse als Grund an. Ebenfalls in einer kurzfristigen Programmänderung besuchte Franziskus am Morgen in Krakau den schwerkranken Kardinal Franciszek Macharski (89). Dieser wurde nach der Papstwahl Johannes Pauls II. dessen Nachfolger als Erzbischof von Krakau und amtierte bis 2005.
Das im Verwaltungsbezirk Schlesien gelegene Tschenstochau ist der meistbesuchte von rund 500 Pilgerorten Polens. Dort wird auf dem Hügel Jasna Gora die "Schwarze Madonna" verehrt, eine Ikone byzantinischen Ursprungs. Mit seiner wechselhaften Geschichte gilt das Bild als Symbol für das immer wieder eroberte und bedrohte Polen. Das Kloster, das die Madonna aufbewahrt, wird jährlich von rund drei Millionen Pilgern aus aller Welt besucht. (bod/dpa/KNA)