Dossier

Engel: Himmlische Boten

Engel boomen: Bücher, Figuren und Kartensets füllen ganze Regale im Buchhandel. Die geflügelten Geistwesen gehören zu den faszinierendsten Figuren der Heiligen Schrift. Was wird über sie berichtet? Welche Aufgaben erfüllen sie? Das Dossier gibt Antwort auf diese und andere Fragen.

Was sind Engel?

Engel sind geglaubte außerirdische, den Menschen überlegene gottähnliche Wesen, die in fast allen Religionen zu finden sind. Körperlos und ausgestattet mit der Fähigkeit sich aus ihrer Unsichtbarkeit heraus zu bewegen zeigen sich Engel vor allem in besonderen Lebenssituationen, oft erscheinen sie den Menschen auch im Traum. In der Regel werden Engel als Mittler zwischen Gott und Mensch erfahren. Nach christlichem Verständnis gehören Engel als „reine Geister“ zu unserer Wirklichkeit: als Schutzmächte können sie in das Leben der Menschen helfend eingreifen. Engel sind von Gott geschaffene Wesen, die nicht an der Erschaffung der Welt beteiligt waren. Durch Engel kann Gott den Menschen seine Nähe zeigen. Das deutsche Wort Engel leitet sich vom griechischen „angelos“ ab und bedeutet Bote.

Das Alte Testament kennt unterschiedliche Aufgaben und Erscheinungsweisen von Engeln. Dazu gehört auch die Vorstellung eines himmlischen Hofstaats: Gott als himmlischer Herrscher wird umgeben von übernatürlichen, gottähnlichen Wesen, die Diener, Heilige oder auch Gottessöhne genannt werden. So verstanden gehorchen die Engel Gottes als himmlische Schar seinen Weisungen und stellen zugleich die Verbindung zur Erde her, wie es eindrücklich am Beispiel Abrahams beschrieben wird: „Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder.“ (Genesis 28,12) Im Sinne des Wortes sind Engel Boten, die im Auftrag Gottes mit den Menschen Kontakt aufnehmen, ohne dass sie für die Menschen sichtbar wären. Engel können helfende, aber auch strafende Boten Gottes sein, einige werden auch namentlich genannt: zu den bekanntesten biblischen Engelgestalten gehören Michael, Gabriel, Raphael und Uriel.

Engel im Neuen Testament sind oft Überbringer göttlicher Botschaften: der Erzengel Gabriel z. B. verkündet Maria die Geburt ihres Sohnes Jesus. Am Grab Jesu tröstet ein Engel die traurigen Frauen mit der Botschaft, dass Jesus auferstanden ist. Die Schriften der Evangelien und der neutestamentlichen Briefliteratur formulieren jedoch ganz deutlich Jesu höhere Stellung gegenüber den Engelwesen. Mit Jesu Kommen in die Welt stehen die Engel im Dienst Jesu Christi und seiner Jünger als Boten für die Menschen, um ihnen den Heilswillen Gottes nahezubringen.

Die Existenz von Engeln wird in der Bibel als selbstverständlich vorausgesetzt, auch weil ihre Wirksamkeit, ihre Hilfe und ihr Trost von Menschen tatsächlich erfahren worden sind. Indem Engel im Alten Testament eine besondere Rolle im Zusammenhang mit Gottes Handeln spielen und im Neuen Testament diese Rolle im Hinblick auf Jesus Christus einnehmen, erhalten sie eine ganz besondere Stellung: Engel leisten die geistige Vernetzung zwischen Himmel und Erde und damit zwischen Gott und Mensch. Engel als übernatürliche Wesen zeigen, dass die Gemeinschaft der Menschen mit einer geistigen Welt verbunden ist, die jenseits des sinnlich Erfahrbaren liegt. So eröffnet die Engellehre ein anderes Verständnis für die Mit- und Umwelt des Menschen, indem sie einem rein diesseitigen Blick auf Mensch und Welt eine Absage erteilt.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Engel-Frömmigkeit zu sehen: Der Glaube an Engel verkörpert nichts anderes als das Vertrauen, dass Gottes Zuwendung bei den Menschen ankommt. Engel als Boten Gottes erleichtern es, ein Gespür für das Unsichtbare und doch Anwesende in unserem Leben zu entwickeln.