Engel spielen in der Bibel an vielen Stellen eine zentrale Rolle

Boten, Retter und Begleiter

Veröffentlicht am 06.01.2015 um 23:56 Uhr – Von Margret Nußbaum – Lesedauer: 
Engelgemälde Engel mit Schwert in bunten Farben und geometrischen Stichen
Bild: © KNA
Dossier: Engel

Bonn ‐ Engel tauchen sowohl im Alten als auch im Neuen Testament an verschiedenen Stellen auf – als Hofstaat Gottes, als Boten, Beschützer oder Begleiter von Menschen. Welche Rolle sie auch spielen: Immer haben die Engel einen göttlichen Auftrag zu erfüllen.

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Engel dienen Gott. Selber dürfen sie nicht angebetet werden. Darauf weist Johannes in seiner Offenbarung hin. Als ihn ein Engel auffordert, die Worte aufzuschreiben "Selig, wer zum Hochzeitsmahl des Lammes eingeladen ist", fällt Johannes ihm zu Füßen, um ihn anzubeten. Doch der Engel sagt: "Tu das nicht! Ich bin ein Knecht wie du und deine Brüder, die das Zeugnis Jesu festhalten." (Offenbarung 19,10). Auch die Namen der drei Erzengel deuten darauf hin, dass einzig und allein Gott verehrt und angebetet werden soll. Die beiden letzten Buchstaben im Namen der drei Erzengel "el" bedeuten nämlich "Gott". Gabriel heißt "Gott ist Kraft", Michael "Wer ist wie Gott?" und Rafael "Gott heilt".

Gott bedient sich seines Hofstaates nach der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Kerubim sollen den Weg zum Baum des Lebens bewachen (Genesis 3,24). Als Engel der Verkündigung schickt Gott seinen Engel zur schwangeren Hagar. Er soll ihr auftragen, zu ihrer Herrin zurückzukehren. Der Engel verkündet Hagar die Geburt eines Sohnes, den sie Ismael (Gott hört) nennen soll (Genesis 16,7-12). Im Auftrag Gottes rettet der Engel Hagar und ihren Sohn zu einem späteren Zeitpunkt in der Wüste vor dem Verdursten.

Der Engel der Rettung

Auch der Prophet Elia hat in der Wüste eine Engelbegegnung. Völlig erschöpft und dem Tode näher als dem Leben möchte er sterben. Doch der Engel des Herrn gibt ihm Brot und Wasser, so dass Elija gestärkt seinen Weg fortsetzen kann. Auf eine Beschreibung der Engel verzichtet die Bibel weitestgehend. Zuweilen ist von Männern die Rede: Drei Männer besuchen Abraham und Sara und verkünden ihnen die Geburt eines Sohnes (Genesis 18). Doch Engel können noch weitere Gestalten annehmen. Der Engel des Herrn erscheint dem Mose in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlägt.

Gott schickt seine Engel aus, um Menschen zu stärken, sie aufzurichten, zu begleiten, ihnen eine Botschaft mitzuteilen – von Angesicht zu Angesicht oder im Traum. Und die Menschen in den biblischen Erzählungen lassen sich von der Botschaft und dem Auftrag Gottes berühren. Die Begegnung mit den Engeln öffnen ihnen die Augen für den Willen des Herrn. Und sie sind bereit, ihrem Leben eine Wende zu geben.

Erzengel Michael.
Bild: ©Renata Sedmakova/Fotolia.com

Erzengel Michael.

Himmlische Heerscharen und Schutzengel

Neben dem Engel, der als Bote kommt oder im Traum erscheint, gibt es auch Geschichten von den himmlischen Heerscharen. Bei seiner Berufung als Prophet sieht Jesaja den Herrn auf einem Thron. Über diesem stehen Serafim (Jesaja 6,2). In verschiedenen Kapiteln des Alten Testaments werden Engel auch Gottessöhne genannt. Zu diesen gehörte ursprünglich auch Satan. Im Buch Ijob (1,6) heißt es: "Nun geschah es eines Tages, da kamen die Gottessöhne, um vor den Herrn hinzutreten; unter ihnen kam auch der Satan."

Der himmlische Hofstaat oder Engel als Boten: zwei Motive, die den Lesern der Bibel in vielen Texten des Alten Testaments begegnen. Aus der Rolle fällt der Erzengel Rafael, der Tobits Sohn Tobias auf einer Reise begleitet und beschützt (Tobit 5). Aus dieser Erzählung entwickelten Menschen ihre Vorstellungen von Schutzengeln. Rafael tritt in dieser Geschichte auch als Heiler auf. Denn er leitet Tobias in der Herstellung einer Heilsalbe für den blinden Vater an. Ein anderer Engel bewahrt Daniels Freunde vor dem Feuertod (Daniel 3). Und er hält dem Löwen in der Grube das Maul zu, damit Daniel unversehrt bleibt (Daniel 6). Engel erscheinen oft auch im Traum. Ein besonders schönes Beispiel: die Geschichte von der Himmelsleiter. Jakob sieht den geöffneten Himmel - und Engel, die wie auf einer Leiter auf- und absteigen (Genesis 28,12).

Der Engel erscheint im Traum

Im Lukas-Evangelium des Neuen Testaments geben Engel sich fast die Türklinke in die Hand: Der Erzengel Gabriel verkündet der Jungfrau Maria die Geburt ihres Sohnes Jesus. Ein Engel des Herrn berichtet den Hirten auf den Feldern von der Ankunft des Messias. Es erscheint eine ganze Schar von Engeln, die Gott loben.

Im Matthäus-Evangelium erscheint ein Engel des Herrn dem Josef im Traum, erklärt ihm, was es mit der Schwangerschaft seiner Verlobten Maria auf sich hat und ermutigt ihn, bei ihr zu bleiben. Josef gehorcht der Weisung des Engels und nimmt Maria als Frau an (Mt 1,24). Der Engel des Herrn erscheint Josef ein zweites Mal im Traum, warnt ihn vor den Häschern des Herodes und trägt ihm auf, mit seiner Familie nach Ägypten zu fliehen (Mt 2,13). Auch den Sterndeutern wurde im Traum geboten, nicht zu Herodes zurückzukehren, sondern auf einem anderen Weg in ihr Land zu reisen (Mt 2,12).

Bild: ©KNA

Vier Engelstatuen in der Ausstellung "Engel, Mittler zwischen Himmel und Erde" im Diozösanmuseum in Freising.

Die Engel in Jesu Leben

Alle drei Evangelien erzählen über die Versuchung Jesu durch den Teufel in der Wüste. Anschließend kommen - nach Matthäus und Markus – Engel zu Jesus und dienen ihm. In der Geschichte vom armen Lazarus und dem reichen Prasser geht es um ausgleichende Gerechtigkeit. Bei Lukas (Lk 16,22) heißt es: "Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen." Engel sind für viele Christen so auch Wegbegleiter der Sterbenden ins Reich des Todes. In einem bekannten Lied der Beerdigungs-Liturgie heißt es: "Zum Paradies mögen Engel dich geleiten..."

Im Johannesevangelium knüpft Jesus Christus an Jakobs Himmelsleiter an, indem er sagt: "Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn" (Joh 1,51). In der Nacht vor seinem Tod kommt ein Engel zu Jesus, um ihn zu stärken (Lk 22,43). Und es waren Engel, die den Frauen am leeren Grab sagten: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden" (Lk 24,5-6).

Apokalypse und Engelsturz

Auch die Apostelgeschichte gibt Zeugnis von der Wirkkraft der Engel, etwa bei der Befreiung der Apostel (Apg 5,19) und des Petrus (Apg 12,7) aus dem Gefängnis. Richtig turbulent geht es im letzten Kapitel des Neuen Testaments, der Offenbarung des Johannes, zu. In seinen Visionen sieht Johannes den offenen Himmel und die Engel Gottes, die in weiten Kreisen um den Gottesthron herum angeordnet sind.

Auch Gerichtsengel sind darunter, die Vollstrecker göttlicher Strafen. Angespielt wird darüber hinaus auf den Mythos der gefallenen Engel und den Engelsturz. Der Erzengel Michael soll sich Satan entgegen gestellt haben, als dieser dem Stolz verfiel und sein wollte wie Gott. In seiner Offenbarung sieht Johannes einen Engel vom Himmel herabsteigen, der den Drachen (Satan) fesselt und in den Abgrund stürzt.

Von Margret Nußbaum