Ägidius (Gilg, Gilles)

01.09

Heute finden sich über ganz Europa verstreut zahlreiche St.-Ägidius-Kirchen, deren Name auf Straßen und manchmal ganze Ortschaften übergegangen ist. Aber wer war eigentlich dieser Ägidius? Im Mittelalter hätte diese Frage wohl jeder beantworten können, denn damals zählte Ägidius zu den beliebtesten Heiligen des europäischen Kontinents. Der Legende nach wurde er als Sohn einer wohlhabenden Athener Adelsfamilie um das Jahr 650 geboren. Irgendwann entschied er sich für das Leben eines Einsiedlers und verschenkte all seinen Besitz. Laut Überlieferung überließ Ägidius dabei Gott die Planung: Er setzte sich in ein Boot und ließ sich von seiner griechischen Heimat bis an die Mündung der Rhone (heutiges Frankreich) treiben. In der dortigen Diözese von Nîmes führte Ägidius ein abgeschiedenes Leben. Einzig eine Hirschkuh besuchte ihn regelmäßig und nährte ihn mit ihrer Milch. Als der Westgotenkönig Wamba (gest. 681/683) während einer Jagd den Wald durchstreifte, flüchtete sich die Hirschkuh zu Ägidius. Dieser stellte sich schützend vor sie und wurde so unabsichtlich von einem Pfeil verwundet. Der König geriet in Angst und Schrecken: Zwar war es ein Versehen gewesen, doch mit Gottesmännern war nicht zu spaßen. Um sein Reich vor einer möglichen himmlischen Rache zu retten, ließ der König unter Ägidius' Leitung an der Stelle des Jagdunfalls ein Kloster errichten. Heute noch trägt die Abteikirche den (französischen) Namen des berühmten Einsiedlers: Saint-Gilles. Bis zu seinem Tod am 1. September 720 stand Ägidius dem Kloster als Abt vor. Seine Verehrung ist seit dem 9. Jahrhundert bezeugt führte zu immer weiteren Ausschmückungen seiner Lebensgeschichte. Ägidius zählt zu den vierzehn Nothelfern.