Thomas

03.07

Der heilige Thomas wird seinen negativen Beinamen "der Ungläubige" einfach nicht mehr los – die Volksfrömmigkeit kann so ungerecht sein! Dabei fing alles so gut an: Alle vier Evangelisten zählen Thomas namentlich zu den zwölf Jüngern Jesu. Johannes lässt ihn sogar selbst zu Wort kommen. In seinen Aussagen erscheint Thomas als treuer und mutiger Freund (vgl. Joh 11,16), der es ganz genau wissen will (vgl. Joh 14,5). Nach der Kreuzigung glänzt keiner der Apostel mit Glaubensstärke, weil sie "noch nicht die Schrift verstanden" (Joh 20,9) haben. Erst als der Auferstandene ihnen erscheint und seine Wundmale zeigt, glauben die Apostel der Osterbotschaft – nur verpasste Thomas dieses eindrucksvolle Treffen (vgl. 20,24). Acht Tage muss der zweifelnde Thomas auf eine Erscheinung des Auferstandenen warten. Jesus hält Thomas keine Moralpredigt, sondern lässt sich ganz auf ihn ein: "Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!" (Joh 20,27) Bereits frühchristliche Schriften berichten, dass Thomas bis nach Indien zog, um die Osterbotschaft zu verkünden – weiter als jeder andere Apostel. Bis heute führen sich mehrere indische Kirchen auf Thomas' Missionstätigkeit zurück. Dort soll er um das Jahr 72 wohl als Märtyrer gestorben sein. Das Datum seines Festtages erinnert an die Überführung seiner Gebeine nach Edessa im 3. Jahrhundert.