Bruno
Dass einer der asketischsten und schweigsamsten Orden ausgerechnet auf einen Kölner zurückgeht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Doch keine Sorge, der Patriziersohn und Stiftsherr Bruno (um 1030-1101) verließ früh seine Geburtsstadt, um an der berühmten Domschule von Reims zu studieren. Dort erbrachte er solch exzellente Leistungen, dass er im Jahr 1057 selbst die Leitung der Institution übernahm. Zehn Jahre später machte sich Bruno Hoffnungen auf den Bischofsstuhl von Reims – doch sein Konkurrent Manassès de Gournay erkaufte sich das Amt und ernannte Bruno zu seinem Kanzler. Doch selbst dieses enge Arbeitsverhältnis hinderte Bruno nicht daran, Manassès öffentlich der Korruption zu bezichtigen. Die Situation eskalierte und Bruno musste ins Exil fliehen. Nach Manassès' Absetzung im Jahr 1080 stand ihm die Rückkehr offen, doch nun schlug Bruno die Amtsnachfolge aus. Denn in der Zwischenzeit hatte er sich neu orientiert: Statt einer kirchlichen Karriere zu folgen, wollte er sich ganz der Gottsuche widmen und trat einem Benediktinerkloster bei. 1084 erhielt Bruno die Erlaubnis seines Abtes, eine Einsiedelei zu errichten. Bald schlossen sich ihm so viele Männer an, dass das ihm zugeteilte Gelände zu klein wurde. Daraufhin stellte der Bischof Hugo von Grenoble, ein ehemaliger Schüler Brunos, ihm ein neues Areal im Chartreuse-Gebirge zur Verfügung. Das dort entstehende Kloster mit kleinen Holzhütten, einer Kirche und Gemeinschaftsräumen nannte Bruno "die große Kartause" – der Ort wird namensgebend für den daraus erwachsenden Orden der Kartäuser. Eine eigene Regel verfasste Bruno selbst nicht: Maßgeblich sei der Lebensstil der Urväter. Im Jahr 1090 rief ihn Papst Urban II., ebenfalls ein ehemaliger Schüler, als Berater nach Rom. Bruno folgte gehorsam, aber widerwillig. Als ihn der Papst wieder freistellte, ging er nach Kalabrien, wo Bruno eine weitere Kartause gründete. In dem heute Santo Stefano del Bosco genannten Kloster lebte Bruno bis zu seinem Tod am 6. Oktober 1101. Papst Clemens X. erkannte Brunos Verehrung als Heiligen im Jahr 1674 offiziell an.