Thomas von Tolentino und Gefährten
Thomas von Tolentino (um 1255-1321) hatte ein großes Vorbild: Franz von Assisi. Schon früh trat der junge Thomas dem neugegründeten Bettelorden bei und wurde bald für seine Regelstrenge bekannt. Besonders wichtig war dem eifrigen Franziskaner die strikte Befolgung des Armutsgelübdes. Sein Hass auf allen Prunk ging so weit, dass er gleich zweimal wegen exzessiver Verdammung des Luxus inhaftiert wurde. Nach seiner Entlassung ging er zur Mission nach Armenien. Durch eine Kirchenunion erhoffte sich der armenische König Hethum II. militärische Unterstützung von den europäischen Mächten und sandte Thomas als Boten – doch die Hilfe blieb aus. 1321 brach Thomas mit einigen Gefährten über den Seeweg nach China auf, aber ein Sturm zwang sie, in Indien an Land zu gehen. Dort verstrickte er sich mit einem muslimischen Richter in eine Diskussion über Religion. So sehr Thomas seinem Vorbild Franziskus in Fragen der Armut nacheiferte, so wenig hatte er für den sanftmütigen Dialog übrig, den sein Ordensgründer knapp hundert Jahre zuvor mit Sultan Al-Kamil geführt hatte. Thomas beleidigte die Religion seines Gastgebers dermaßen, dass er wegen Blasphemie hingerichtet wurde. 1894 wurde Thomas nach Jahrhunderten der inoffiziellen Verehrung seliggesprochen.