Ephräm der Syrer

09.06

Die Stadt Nusaybin liegt im Südosten der Türkei an der Grenze zu Syrien. Seit 2015 haben schwere Kämpfe etwa 50.000 Einwohner in die Flucht getrieben. Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen aus dieser ethnisch und religiös so vielfältigen Region vertrieben werden: Bereits im Jahr 363 musste ein Großteil der Bevölkerung aus der damals noch Nisibis genannten Stadt fliehen. Unter den Vertriebenen befand sich Ephräm der Syrer (um 306-373). Der Einsiedler war ein Diakon der antiken Bischofsstadt und Gründer einer theologischen Schule. Vehement kämpfte Ephräm gegen die damals verbreiteten Lehren häretischer Sekten, rief aber auch immer wieder zu Barmherzigkeit auf. Er übernahm die Strategie seiner Widersacher, die religiöse Inhalte in volkstümlichen Melodien verbreiteten. Ephräms musikalische Begabung brachte ihm bald den Namen "Harfe des Heiligen Geistes" ein. Daneben verfasste er eine große Anzahl theologischer Texte in seiner syrischen Muttersprache, einer Variante des Aramäischen. Nach langen Belagerungen überließ Kaiser Jovian die Grenzstadt im Jahr 363 dem Persischen Reich – der römischen Bevölkerung bleibt nur der Tod oder die Flucht. Der berühmte Gottesmann war so tief getroffen vom Leid der Zivilbevölkerung, dass er mit seinem eigenen Gott haderte und klagte: "Meine Kinder sind hingeschlachtet […] Tränen in meinen Augen, Kunde in meinen Ohren, Weherufe in meinem Munde, Trübsal in meinem Herzen – kein neues Leid mehr für mich, o Herr!" 373 starb Ephräm in Edessa (heute Urfa in der Türkei). Papst Benedikt XV. ernannte ihn 1920 zum Kirchenlehrer.