Gregor von Nyssa

10.03

Das 4. Jahrhundert war eine turbulente Zeit in der Kirchengeschichte, in der um grundlegende Glaubensüberzeugungen gerungen wurde: Wer an einem Tag als rechtgläubig galt, konnte am nächsten Tag bereits als Häretiker verurteilt werden. Gregor von Nyssa (um 340-395) stand hierbei auf wechselnden Seiten – und lange im Schatten seines großen Bruders Basilius von Cäsarea, "dem Großen". Heute zählen die beiden Brüder gemeinsam mit Gregor von Nazinaz, "dem Theologen", zu den "Kappadokischen Vätern". Gregor entstammte einer vornehmen christlichen Familie und erhielt eine exzellente akademische Ausbildung. Er heiratete Theosebia, wurde Vater und arbeitete zunächst als Redner, bis er seinen Beruf aufgab, die Familie verließ und sich in ein Kloster zurückzog. Basilius ernannte ihn zum Bischof von Nyssa, doch scheint Gregor die hohen Erwartungen seines älteren Bruders nicht erfüllt zu haben. 376 wurde Gregor von arianischen Bischöfen, welche die Gottheit Christi ablehnten, für abgesetzt erklärt und konnte erst später zurückkehren. Nach dem Tod des Basilius entwickelte Gregor die theologischen Ideen seines Bruders eigenständig weiter, indem er zwischen antiker Philosophie und christlichem Glauben vermittelte. Seine Schriften wurden wegweisend für die Entwicklung der Dreieinigkeitslehre.