Josaphat

12.11

Wer im religiös aufgeheizten 17. Jahrhundert konfessionelle Grenzen infrage stellte, löste leicht gewaltsame Kettenreaktionen aus – so erging es auch Josaphat Kunzewitsch (1580-1623). Er wurde als Iwan in Wlodzimierz (heute Ukraine) geboren und wuchs in einem orthodoxen Elternhaus auf. Schon als Kind fiel er durch seine große Frömmigkeit auf. 1604 zog er nach Wilna (heute Litauen), welches zum katholischen Königreich Polen-Litauen gehörte. Dort trat er zu der mit Rom unierten ruthenischen Kirche über, wurde Mönch und nahm den Namen Josaphat an. Er träumte von einer Einheit zwischen West- und Ostkirche unter der Führung des Papstes. 1618 wurde der charismatische Prediger und Beichtvater zum Erzbischof von Polazk (heute Belarus) ernannt. Josaphats rigoroses Vorgehen gegen die orthodoxe Kirche löste massive Proteste aus, woraufhin sich die katholische staatliche Obrigkeit einschaltete. Als Antwort auf die Aufstände kam es zu religiösen Repressionen: Orthodoxe Kirchen wurden enteignet, Bürgerrechte entzogen und orthodoxe Liturgien verboten. Josaphat verteidigte diese harten Maßnahmen mit seinem Traum der Kircheneinheit. Als er sich am 12. November 1623 auf einer Visitationsreise in Wizebsk (heute Belarus) befand, stürmten aufgebrachte Orthodoxe Josaphats Wohnung und erschlugen ihn. 1867 wurde er als erster Vertreter der ruthenischen Kirche heiliggesprochen.