Johannes (Juan) von Ávila

14.12

"Mystiker" und "Kirchenlehrer" – das klingt nach Ruhm, Erfolg und Ehre. Johannes vom Kreuz (1542-1591) erfuhr in seinem Leben jedoch vor allem Verrat und Verachtung. Während über seine Abstammung keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, steht fest, dass er als Halbwaise in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Doch der Junge hatte Glück, in eine gemeinnützige Bildungseinrichtung aufgenommen zu werden. Gleichzeitig arbeitete er als Pfleger in einem Armenkrankenhaus. 1559 nahm ihn sogar ein erst einige Jahre zuvor gegründete Jesuitenkolleg auf, wo Johannes eine exzellente humanistische und philosophische Bildung erhielt. Mit 21 Jahren schloss er sich dem Karmelitenorden an, ging zum Studium nach Salamanca – und geriet in eine tiefe Krise. Das berechnende Karrierestreben seiner Kommilitonen und die beständigen Richtungsstreitigkeiten unter den Professoren stießen Johannes ab. Inmitten dieser Krise empfing er 1567 die Priesterweihe und traf anlässlich seiner Primiz auf Teresa von Ávila, die gerade auf der Suche nach neuen Brüdern war, die ihre Reformbestrebungen innerhalb des Ordens unterstützten. Es war der Beginn einer lebenslangen geistigen Freundschaft: Johannes brach sein dreijähriges Theologiestudium ab und zog mit Teresa, um in ihr Ordensideal eingeführt zu werden. Nur ein Jahr später gründete er mit zwei Mitbrüdern den männlichen Zweig des neu entstehenden Ordens. Bald geriet die Reformbewegung zwischen die Fronten in einen komplexen Machtkampf zwischen nationalkirchlichen und römischen Kräften. Daraufhin wurde Johannes, der fest hinter Teresa stand und als einflussreich bei den jüngeren Mitgliedern galt, von dem eigenen Ordensgeneral entführt und in das Klostergefängnis nach Toledo gebracht. Monatelang wurde er dort gedemütigt und gequält. Doch gerade in seinem Kerkerloch erlebte Johannes seine eigentliche Gottesbegegnung, welche zu tiefen mystischen Erfahrungen führte. Die so entstandenen Gedichte zählen zu den besten, die in kastilischer Sprache geschrieben wurden. Erst nach neun Monaten gelang Johannes die Flucht. Im nun unabhängigen Reformorden kam es 1591 zu Richtungsstreitigkeiten, in denen Johannes erneut Teresas Reformen verteidigte. Johannes verlor daraufhin alle Ämter. Das Kloster in Úbeda nahm den schwer erkrankten Ordensreformer zur Pflege auf, doch selbst hier erlitt Johannes Schmähungen durch den Prior. Erfüllt von tiefer Gottesliebe starb er ohne Verbitterung am 14. Dezember 1591.