Bonaventura
"Doctor devotus", der ergebene Lehrer, lautet einer von Bonaventuras (um 1220-1274) zahlreichen Titeln – dabei hätte der bedeutende Kirchenlehrer allen Grund zum Stolz gehabt: Geboren wurde der Arztsohn nahe Viterbo (heute Italien) unter dem Namen Giovanni di Fidanza. Der Überlieferung nach soll er als schwerkrankes Kind von Franz von Assisi persönlich geheilt worden sein. Mit Blick auf den nun gesunden Jungen habe der Ordensgründer ausgerufen: "oh buona ventura!" (oh gute Fügung). Nach Giovannis Studium der allgemeinen Wissenschaften in Paris, trat er dem Franziskaner-Minoritenorden bei und nahm den Namen "Bonaventura" an. 1256 promovierte er in Philosophie und Theologie, ein Jahr darauf wurde er zusammen mit dem Dominikaner Thomas von Aquin Professor in Paris. Bonaventura verfasste zahlreiche theologische Schriften, die heute als Höhepunkt mittelalterlicher Scholastik gelten. Nebenher sorgte Bonaventura als Ordensgeneral für einen Ausgleich zwischen radikalen und gemäßigten Brüdern, die das Armutsgelübde unterschiedlich interpretierten. Bei alledem soll der gefragte Theologe ungewöhnlich bescheiden geblieben sein: Als Papst Gregor X. ihn zum Kardinal ernannte und Boten mit dem Kardinalshut zu ihm schickte, hätten diese ihn beim Geschirrspülen im Klostergarten angetroffen. "Hängt den Kardinalshut an einen Baum, bis ich fertig bin", soll Bonaventura geantwortet haben. Er starb kurz vor der Beendigung des von ihm vorbereiteten Konzils von Lyon am 15. Juli 1274. Papst Sixtus IV. sprach ihn 1482 heilig und Papst Sixtus V. erklärte ihn 1588 zum Kirchenlehrer.