Rudolf

17.04

Rudolf von Bern, ein kleiner Junge, war angeblich von einem reichen Juden in einen Keller gelockt und grausam ermordet worden. Der nie wirklich geklärte, mysteriöse Tod des Knaben, den man mit vielen Wunden bedeckt im Keller des Juden aufgefunden hatte, führte in Bern zu einer Judenverfolgung und Judenvertreibung - wegen "Mitwissenschaft". + 17.4.1294. - Die Verehrung des kleinen Buben ist heute gestrichen. Historischer Exkurs (Im Laufe des späten Mittelalters erlebten Gesellschaft und Kirche einen ungeheuren moralischen Verfall. Ein großer Teil des hohen Klerus war völlig verweltlicht und hatte keinen wirklichen Bezug zur Religion. Die niedrige Geistlichkeit war zumeist ungebildet und abergläubisch - Der Aberglaube ersetzte weitgehend die Religion. Im Hohen Mittelalter waren Judentum und Islam in der Kunst nur als die "verblendeten Schwestern" mit verbundenen Augen dargestellt worden. - Jetzt änderte sich das unter dem Eindruck des gehässigen Feindbild-Zeitgeistes vollkommen. - Auch die Hexenprozesse waren ein Produkt des Spätmittelalters. Da man Katastrophen nicht erklären konn-te, ersetzte der Aberglaube die Wissenschaft. Die Juden wurden als Brunnenvergifter (Pest) und Hostienschänder beschuldigt und verdächtigt, "Ritualmörder" kleiner Christenkinder zu sein. Einzelne Geistliche - wie Nikolaus Cusanus, Bischof von Brixen (siehe 11.8.) - versuchten eine Kirchenreform in Gang zu setzen, doch sie scheiterten am kirchlichen und weltlichen Widerstand, andere Reformer wurden als "Ketzer" geächtet oder verbrannt)