Gertrud
Heute wird Gertrud von Helfta (1256-1301/02) vor allem mit der von ihr geprägten Herz-Jesu-Verehrung in Verbindung gebracht. Dabei hat diese große mittelalterliche Gelehrte, die als einzige deutsche Heilige den Beinamen "die Große" trägt, ein weit umfassenderes Werk hinterlassen. Bereits im Alter von fünf Jahren kam Gertrud in das Kloster Helfta im heutigen Thüringen. Über ihre familiäre Herkunft ist nichts überliefert. Gertrud erhielt eine außergewöhnlich intensive Ausbildung und wurde auch in den als männlich geltenden freien Künsten unterrichtet. Sie erwies sich als besonders begabte Schülerin und war später eine der ersten Frauen des Mittelalters, die fehlerfreies Latein beherrschten. Als 25-Jährige erlebte Gertrud eine Christusvision, die sie als Bekehrung beschrieb: Von einer Buchgelehrten wollte sie nun zu einer Gottesgelehrten werden. Von da an war ihr Leben von der Sehnsucht nach einer immer tieferen Vereinigung mit Christus geprägt. Gertrud entwickelte eine eigene Theologie auf hohem sprachlichem Niveau, in welcher sie biblische und scholastische Traditionen mit eigenen mystischen Erfahrungen verband. Im Zentrum ihres Denkens steht die Botschaft von der unermesslichen Liebe Gottes. Von hier leitet sich auch Gertruds positives Menschenbild ab: Die Liebe Gottes begründe die unvergleichliche Würde eines jeden Menschen. Gertrud verfasste zwei Hauptwerke ("Geistliche Übungen" und "Botschaft von Gottes Güte") sowie zahlreiche weitere Bibelübersetzungen und geistliche Ratgeber. Sie starb an den Folgen eines Schlaganfalls am 17. November 1301 oder 1302. Papst Clemens XII. bestätigte ihre Verehrung im Jahr 1677.