Rochus (Roque, Rocco)
Rochus (Roque, Rocco) González de Santa Cruz, geboren 1576 in Asunción (Paraguay), entschloss sich, Priester zu werden und ging als Missionar zu den Guaycurús-Indianern im Gran Chaco, kam wieder nach Asunción zurück und trat 1609 in den Jesuitenorden ein. Auf Bitten der Regierung wurde er zu den Guaycurús, deren Sprache er beherrschte, gesandt, um Frieden zu stiften. In den folgenden Jahren missionierte er weiter unter den Indios und gründete mehrere Reduktionen. Von einem Kaziken (Häuptling), den ein Abgefallener gegen ihn aufgehetzt hatte, wurde González gemeinsam mit seinem Begleiter Alfonso Rodriguez im November 1628 erschlagen. –
\nAnmerkung: Im Jahr 1609 begannen Jesuitenpatres ihr Missionswerk im Gebiet des Rio de la Plata. Da die Wandermissionen bei den halbnomadischen Stämmen aber keinen Erfolg brachten, gingen die Jesuiten dazu über, die Indios erst einmal sesshaft zu machen und in „Reduktionen“ zusammenzufassen. Hier sollten sie auf friedliche Weise christianisiert und zivilisiert werden. Am bekanntesten wurde der „Jesuitenstaat“ im heutigen Paraguay, der zwar nicht souverän war, aber doch über eine umfangreiche Verwaltungsautonomie verfügte. Die Indios brauchten keine Steuern zu zahlen, waren nur zur Arbeit verpflichtet, konnten Produktionsüberschüsse verkaufen und damit lebenswichtige Güter eintauschen. Um die Mitte des 18. Jhdts lebten im „Jesuitenstaat“ über 100.000 Guarani-Indios, die sogar über eine eigene Miliz verfügtem, um Bandeirantes (Sklavenfänger), welche die Siedlungen immer wieder überfielen, abzuwehren. Schwierigkeiten wurden aber von weißen Kaufleuten und Grundbesitzern bereitet, die im Jesuitenstaat eine Konkurrenz sahen, zumal er ihnen Arbeitkräfte abwarb. Zudem stellte die Gleich-Behandlung der Indios für die spanische und portugiesische Verwaltung eine Gefahr dar. - Als 1767 auf staatlichen Befehl die Jesuiten aus Südamerika vertrieben wurden, hatte das „heilige Experiment“ sein Ende gefunden, die Reduktionen verfielen, die Indianer zerstreuten sich. – Der bestimmt nicht kirchenfreundliche Aufklärer Montesquieu urteilte über den Jesuitenstaat folgendermaßen: „Es ist ein Ruhm für die Gesellschaft Jesu, dass sie zum ersten Mal der Welt gezeigt hat, wie eine Verbindung von Religion und Menschlichkeit möglich sei.“