Leo IX.
Wer den Papstnamen "Leo" trägt, der hat es bei so vielen berühmten Namensvettern selbst als Heiliger nicht leicht. Etwa Leo I. (gest. 461), der berühmte "Verteidiger des wahren Glaubens"? Oder Leo XIII. (gest. 1903), der "Arbeiterpapst"? Nein, der bedeutendste der aus der kaiserlichen Reichskirche hervorgegangenen "deutschen" Päpste muss sich heute mit einem nicht gebotenen Gedenktag im deutschen Regionalkalender begnügen: Leo IX. (1049-1054) wurde als Bruno von Eigsheim-Dagsburg im Elsass geboren. Über seinen Vater war Bruno mit dem salischen Kaiserhaus verwandt. Früh für eine geistliche Laufbahn bestimmt, wurde Bruno entsprechend ausgebildet und mit nur 24 Jahren zum Bischof von Toul ernannt. Die Epoche war geprägt von einem ständigen Machtkampf zwischen Klerus und Kaiser: Wer sollte welche Befugnisse über die Kirche haben? Als Bischof von Toul unterstützte Bruno noch die traditionellen kaiserlichen Ansprüche. Nachdem ihn Kaiser Heinrich III. jedoch 1048 auf dem Wormser Hoftag als Leo IX. zum Papst wählen ließ, bewies sich der Elsässer als durchsetzungsstarker Reformer. Leo drängte den Einfluss Adliger zurück, bekämpfte die Priesterehe und reorganisierte die kirchlichen Verwaltungsstrukturen. Seine Bemühungen wurden später jedoch als "gregorianische Reform" seinem Nachfolger Gregor VII. zugeschrieben. 1053 bemühte sich Leo um ein militärisches Bündnis mit Byzanz gegen die Normannen in Süditalien, doch die Verhandlungen scheiterten. Von der daraus folgenden endgültigen Trennung zwischen Ost- und Westkirche erfuhr Leo jedoch nichts mehr: Er starb an den Folgen seiner normannischen Gefangenschaft am 19. April 1054 in Rom.