Bernhardin (Bernardino, Dino) von Siena
Kurz vor dem Universitätsabschluss bricht der Sohn sein Studium ab, um Aktivist zu werden – ein Albtraum vieler heutiger Eltern. Auch im Mittelalter waren Familien vor solch jugendlichem Idealismus nicht sicher: Der junge Adlige Bernhardin (1380-1444) studierte gerade Kirchenrecht in Siena, als 1397 die Pest ausbrach. Er verließ die Universität und pflegte von da an hingebungsvoll die vielen Kranken. Anschließend trat Bernhardin in den Franziskanerorden ein und wechselte bald zur franziskanischen Reformbewegung der Observanten, die das Armutsideal besonders streng auslegten. Nach seiner Priesterweihe 1404 zog Bernhardin als Bußprediger durch Mittel- und Norditalien. Seine klare und einfache Sprache zog Menschen aller Bevölkerungsschichten an. Bernhardin beschäftigte sich besonders mit sozial-ethischen Themen und klagte die Geldgier der Reichen an. Seine Kritik an jeglichem Luxus verschaffte ihm zahlreiche Feinde: Gleich mehrfach wurde Bernhardin verleumdet und vergeblich wegen angeblicher Häresie angeklagt. Er starb am 20. Mai 1444 und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Papst Nikolaus V. sprach den beliebten Volksheiligen bereits 1450 heilig.