Margareta Ebner

20.06

Die mystische Bewegung des 14. Jahrhunderts erreichte ihren Höhepunkt in den Frauenklöstern der neugegründeten Bettelorden. Unter den vielen visionär begabten Nonnen dieser Epoche sticht eine besonders hervor: Margareta Ebner (um 1291-1351). Sie war Tochter einer wohlhabenden Aristokratenfamilie und trat mit 15 Jahren in ein Kloster der Dominikanerinnen bei Dillingen ein. Im Jahr 1312 erkrankte die junge Ordensfrau so schwer, dass sie kaum noch essen konnte und 14 Jahre lang an ihr Bett gefesselt war. In dieser Zeit erlebte Margareta erste Visionen, in denen sie mit Christus persönlich gesprochen haben soll. Doch erst ihr Vertrauter, der Priester und Wanderprediger Heinrich von Nördlingen, ermutigte sie, die mystischen Erlebnisse niederzuschreiben. In ihren hymnischen Texten beschreibt Margareta ihre vielfältige Beziehung zu Christus – als Säugling, als Bräutigam und als Gekreuzigten. Ihre gegenständliche Mystik mag heute befremdlich wirken: Während ihrer Visionen sprach Margareta etwa mit einer hölzernen Puppe des Jesuskindes oder presste ein Kruzifix so fest gegen ihre Brust, dass sie blaue Flecken davontrug. Die Mystikerin starb am 20. Juni 1351 und ihr Grab entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort. Nach über 600 Jahren bestätigte Papst Johannes Paul II. Margaretas Verehrung und sprach sie 1979 selig. Margaretas Briefwechsel mit Heinrich von Nördlingen ist die älteste heute noch erhaltene Briefsammlung in deutscher Sprache.