Bernhard von Clairvaux
Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) war ein begnadeter Organisator, mystischer Feingeist – und gefährlicher Brandstifter. Als junger burgundischer Adliger trat er 1112 mit nicht weniger als 30 Freunden (darunter vier leibliche Brüder) in das Reformkloster von Citeaux ein. Der erst kurz zuvor gegründete Zisterzienserorden drohte damals an seinen strengen Regeln fast zugrunde zu gehen. Bernhards anziehende Persönlichkeit aber führte die Zisterzienser zu ungeahnter Blüte, so dass er als "zweiter Gründer" des Ordens gilt. Während seiner Zeit als Abt in der Neugründung Clairvaux breitete sich die Gemeinschaft in ganz Europa aus. Der gebildete Mönch stand in antiker Tradition und betonte besonders das Menschsein Jesu. Neben dieser Christusmystik prägte ihn eine besondere Marienverehrung. Bernhard verfasste nicht nur mitreißende Predigten und anrührende Lyrik über die Gottesmutter, sondern soll ihr sogar in Visionen begegnet sein. Als sein ehemaliger Schüler Papst Eugen III. 1147 zum Kreuzzug in Europa und Nahost aufrief, wurde Bernhard Kreuzzugprediger. Sein Lob des "Tötens und Sterbens für Christus" führten zu einem wahren Kriegsfieber. Unter den Nicht-Christen sollten allein die Juden verschont werden. Nach dem Scheitern des Kreuzzugs kippte die öffentliche Stimmung zunächst gegen Bernhard, doch nach seinem Tod am 20. August 1153 strömten ganze Menschenmassen zu seinem abgelegenen Kloster. Nur 21 Jahre später wurde er heiliggesprochen. Papst Pius VIII. ernannte ihn 1830 zum Kirchenlehrer.