Matthäus

21.09

Dass Jesus sich nicht gerade mit den gesellschaftlich Angesehensten umgab, ist bekannt. Besonders verhasst waren seinen Zeitgenossen Zöllner, denn diese Kollaborateure trieben für Rom Steuern ein und pressten dafür ihre eigenen Landsleute aus. Ausgerechnet so jemand zählte auch zum Schülerkreis Jesu: Im Markus- und Lukasevangelium heißt er Levi (vgl. Mk 2,13-17, Lk 5,27-32), im Matthäusevangelium hingegen Matthäus (vgl. Mt 9,9-13). Auf Jesu Ruf hin habe sich dieser Zöllner bekehrt und sei ihm nachgefolgt. Über seinen Verbleib nach Ostern existieren nur außerbiblische Legenden. War er also der Verfasser des gleichnamigen Evangeliums? Diese Meinung vertrat bereits Bischof Papias von Hierapolis (gest. um 135). Die vermeintlich "apostolische" Herkunft verlieh dem Text besonderen Einfluss und machte es zu dem Evangelium der Alten Kirche. Bis in die frühe Neuzeit galt es als das älteste Evangelium und steht darum bis heute an der ersten Stelle des neutestamentlichen Kanons. Weil in der Tradition nicht zwischen dem Zöllner und dem Evangelisten unterschieden wurde, haben sich verschiedene Attribute zu Matthäus etabliert: Mensch oder Engel symbolisieren den Evangelisten, während Gegenstände wie Beutel oder Zahlbrett auf den Steuereintreiber verweisen. Ganz hinter sich gelassen hat Matthäus sein Zollhaus bis heute nicht: Er gilt als Patron der Finanzbeamten.