Johannes (Johann, Hans, Hanno, Hannes, Jan, Jens, János, Ion, Jovan)
Dass eine Münchener Pfarrkirche seinen Namen trägt, nannte die dortige Israelitische Kultusgemeinde "völlig unverständlich" und forderte erfolglos eine Umbenennung. Während heute kaum noch jemand Johannes von Capestrano (1386-1456) als Kirchenpatron wählen würde, sah das früher ganz anders aus. Der "Fall Capestrano" illustriert, wie sehr sich der Blick auf Heiliggesprochene wandeln kann: Johannes war Sohn eines Ritters und studierte an der Universität von Perugia Jura. Der talentierte Redner wurde Richter, heiratete eine Grafentochter und führte ein erfolgreiches weltliches Leben – bis er als Gesandter in einem Kleinkrieg 1415 gefangen genommen wurde. Die Zeit im Gefängnis wurde zu seinem Bekehrungserlebnis und Johannes beschloss, sein Leben radikal zu ändern. Nach seiner Freilassung verließ er seine Ehefrau und trat den Franziskanern bei. Bald stieg der charismatische Asket zum berühmtesten Wanderprediger Europas auf, vermittelte bei politischen Konflikten und stand in engem Kontakt mit dem Papst. Doch Johannes rief nicht nur zu Umkehr auf, sondern hetzte auch gegen Minderheiten. Neben den als häretisch geltenden Hussiten hatten besonders die Juden unter seinem Hass zu leiden – Johannes' Predigten entfachten grausame Pogrome. 1445 ernannte ihn der Papst zum Kreuzzugsprediger und tatsächlich konnte er viele zur Verteidigung Belgrads gegen die anrückenden Osmanen mobilisieren. Kurz nach der erfolgreichen Schlacht erkrankte Johannes an einer Seuche und starb am 23. Oktober 1456 in Ilok (heute Kroatien). 1690 wurde er heiliggesprochen.