Kolumban (Columban)
Der "Apostel Alemanniens" – ein Ire? Schon für seine Zeitgenossen war diese Vorstellung gewöhnungsbedürftig. Kolumban (um 542-615) eckte mit seinen Ideen öfter an und prägte doch das abendländische Mönchtum für Jahrhunderte. Während der europäische Kontinent in den Wirren der Völkerwanderung versank, florierten die Klöster auf der davon verschonten irischen Insel. Die Mönche und Nonnen retteten antikes Wissen in das Mittelalter und traten auch gegenüber Bischöfen mit großem Selbstbewusstsein auf. Nicht nur aufgrund seiner monastischen Prägung, sondern auch wegen der Isolation vom Kontinent (das zeitweise wieder pagan gewordene England trennte beide), entwickelte sich in Irland ein Christentum mit gewissen Eigenheiten. Aus diesem Umfeld stammte Kolumban, der sich um 591 mit zwölf Gefährten auf den Weg machte, um auf dem Kontinent als Glaubensbote zu wirken. Für seine immer zahlreicher werdenden Mönche verfasste Kolumban eine eigene Mönchsregel nach irischem Vorbild, die sich durch besonders strenge Askese auszeichnete. Da er sich weigerte, seine Klostergründungen dem jeweiligen Diözesanbischof zu unterstellen, kam es immer wieder zu Konflikten mit dem höheren Klerus. Dass Kolumban zur Errechnung des Osterdatums die in Irland gebräuchliche keltische Methode statt der römischen verwendete, machte ihn nur umso verdächtiger. Als er dann auch noch den unmoralischen Lebensstil seines burgundischen Landesherrn Theoderich II kritisierte, wurde er 610 verbannt. Kolumban missionierte daraufhin bei den paganen Alemannen und gründete weitere Klöster. Schließlich schenkte ihm der Langobardenkönig Agilolf ein Stück Land im heutigen Norditalien. In Bobbio gründete Kolumban sein letztes Kloster und starb dort am 23. November 615.