Paulus (Fest)
Seinen ersten Auftritt im Kirchenjahr hatte Saulus/Paulus bereits vor knapp einem Monat am Gedenktag des Märtyrers Stephanus, mit dessen Ermordung er "einverstanden" (Apg 8,1) war. Nur wenige Wochen später feiert die Kirche bereits seine Bekehrung. Was ist geschehen? Das neunte Kapitel der Apostelgeschichte berichtet ausführlich wie der religiöse Eiferer Saulus/Paulus von Jerusalem nach Damaskus reiste, um die dortigen Jesusgläubigen zu verfolgen. Auf dem Weg erlebte er eine Vision des auferstandenen Christus, erblindete und konnte erst durch die Handauflegung eines syrischen Christen wieder sehen. Der ehemalige Verfolger wurde zu einem glühenden Anhänger Jesu, verkündete den Heiden die Frohe Botschaft und gründete zahlreiche Gemeinden. Wie viele Juden im Römischen Reich trug der spätere Apostel einen Doppelnamen: Je nach Kontext stellte er sich entweder mit seinem jüdischen Namen Saulus oder dem römischen Namen Paulus vor. In der Heidenmission trat er darum als Paulus auf. Das heutige Fest wird oft als "Bekehrung vom Judentum zum Christentum" missverstanden: Paulus selbst verstand sich immer als Jude (vgl. Röm 9,1-3). Nach seiner Begegnung mit dem Auferstandenen bekehrte er sich vielmehr vom Vertrauen auf eigene Kraft hin zum Vertrauen auf Gottes wirksame Liebe. Er selbst fasste das folgendermaßen zusammen: "Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben." (1 Kor 15,10).