Angela Merici
Lange vor UN-Entwicklungsplänen und internationalen Konferenzen setzte sich Angela Merici (1474-1540) für ein Projekt ein, welches bis heute von vielen unterschätzt wird: (Mädchen-) Bildung. Angela wuchs auf einem Bauernhaus am Gardasee auf. Ihr Vater besaß das Brescianer Bürgerrecht und ihre Mutter entstammte einer angesehenen Familie aus Salò. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern kam Angela mit ihrer Schwester zu einem Onkel, wo sie das luxuriöse Leben der Oberschicht kennenlernte. Als ihre Schwester überraschend starb, trat Angela in den dritten Orden der Franziskaner ein und widmete sich nun der Kindererziehung. Mit etwa 20 Jahren kehrte sie in das ererbte Elternhaus zurück und gründete mit einigen Freundinnen die erste Schule in ihrer Heimatregion. 1524 brach Angela zu einer großen Pilgerreise auf: Ihr Weg führte über Venedig, Jerusalem und Rom. Mehrfach wurde die charismatische Lehrerin unterwegs zum Bleiben aufgefordert, doch Angela schlug selbst Papst Clemens VII. diese Bitte ab. Sie sah ihre Berufung in Brescia. Am 25. November 1535 gründete die bereits hochbetagte Angela eine neuartige Frauengemeinschaft, die sie nach einer anderen berühmten Pilgerin benannte: Gemeinschaft der heiligen Ursula. Die Ursulinen lebten nach den evangelischen Räten und widmeten sich ganz dem Dienst am Nächsten – allerdings ohne Habit, Gelübde und Klausur. Angela starb am 27. Januar 1540; kurz darauf wandelten sich die Ursulinen in eine Ordensgemeinschaft. Bald hatte der Orden mehr als 300 Niederlassungen, wobei jede Neugründung eine Mädchenschule, ein Internat und eine kostenlose Elementarschule unterhielt. Bis heute sind die Ursulinen der weltweit größte Frauenorden, der sich der Bildung widmet.