Lioba (Liobgyth)
Bonifatius, der berühmte "Apostel der Deutschen", bewies ein gutes Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen, als er seine Verwandte Lioba (gest. 782) um Hilfe bei der Missionsarbeit bat. Sie war das langersehnte einzige Kind einer christlichen Adelsfamilie aus Wessex (heute Vereinigtes Königreich) und hieß eigentlich Truthgeb ("Gottesgabe"), doch bald setzte sich ihr Kosename Lioba ("Geliebte") durch. Entsprechend der damaligen Sitten wurde sie mit sieben Jahren den Benediktinerinnen zur Erziehung übergeben. Dort erhielt Lioba eine umfassende Bildung und wurde schließlich selbst Nonne. 735 antwortete sie Bonifatius' Ruf ins heutige Deutschland und leitete als Äbtissin das neugegründete Benediktinerinnenkloster Tauberbischofsheim. Bald folgten weitere Gründungen in Kitzingen und Ochsenfurt. In diesen Bildungszentren Mitteleuropas erzog Lioba die Töchter der meist noch heidnischen Herrscher. Die so ausgebildeten Mädchen führten entweder im Kloster die Arbeit der Nonnen fort oder trugen als Ehefrauen und Mütter den christlichen Glauben in die Häuser der Adelsfamilien. Lioba unternahm Reisen durch das Frankenreich und wurde am Königshof als Ratgeberin geschätzt. Sie starb am 28. September 782. Bonifatius' Wunsch, dass seine Verwandte in sein Grab gelegt werde, hat sich bis heute nicht erfüllt.