Unschuldige Kinder
Dieses Fest hat es in sich: Das Matthäusevangelium (2,1-18) erzählt, wie die "Sterndeuter aus dem Osten" König Herodes von der Geburt eines neuen Königs berichteten. Daraufhin fürchtete der Despot um seine Macht und ließ in Bethlehem, der Stadt Davids, einfach "alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten" – sicher ist sicher. Kurz zuvor hatten sich Jesus, Maria und Josef auf Anweisung eines Engels als politische Flüchtlinge "nach Ägypten" abgesetzt. Bereits bei Irenäus von Lyon (2. Jhd.) wurden die ermordeten Kinder als Märtyrer verehrt und Augustinus (4.-5. Jhd.) rühmte sie, an Jesu Stelle gestorben zu sein: Vorstellungen, die heute wenig anschlussfähig sind. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden die liturgischen Texte neu bearbeitet und seit einigen Jahren wird das Fest besonders mit dem Schutz des ungeborenen Lebens verknüpft. Für Matthäus erfüllte sich mit dem Kindermord das Schriftwort des Propheten Jeremia: "Horch! In Rama ist Wehklage und bitteres Weinen zu hören. Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen wegen ihrer Kinder, denn sie sind nicht mehr." (Jer 31,15). Ob Jemen, Südsudan oder Guatemala – unsere Gegenwart kennt viele Ramas.