Raphael (Raphaela)
In der Kunst werden Engel oft musizierend dargestellt. Gäbe es tatsächlich himmlische Musikgruppen, wären sie die unangefochtenen Popstars: die Erzengel. Wie bei jeder erfolgreichen Band sind die Aufgaben auch hier klar verteilt. Der Erzengel Michael (deutsch "Wer ist wie Gott?") behauptet sich als charismatischer Frontmann. Wenn es ums Anpacken geht, ist er tatkräftig zu zur Stelle: Der Überlieferung nach vertreibt er Adam und Eva mit dem Schwert aus dem Paradies. Namentlich wird er in gleich drei biblischen Büchern (Daniel, Judith und Offenbarung) erwähnt. Seinen großen Auftritt hat Michael in der Offenbarung des Johannes, wo er als himmlischer Drachenkämpfer reüssiert (vgl. Off 12,7). Entsprechend wird Michael häufig mit Rüstung und Schwert dargestellt. Demgegenüber nimmt der Erzengel Gabriel (deutsch "Meine Kraft/Mein Held ist Gott") eine sanfte und verständnisvolle Rolle ein: Der Tradition nach erklärt er dem überforderten Propheten Daniel dessen Visionen (vgl. Dan 8,16; 9,20ff.), verkündet dem zweifelnden Zacharias die Geburt seines Sohnes (vgl. Lk 1,11-17) und ermutigt den geschockten Josef, zu seiner schwangeren Verlobten Maria zu stehen (vgl. Mt 1,20-23). Gabriels Lieblingsaccessoire, die Lilie, verweist als Symbol der Jungfräulichkeit natürlich auf seinen wichtigsten Botengang: die Verkündigung an die Gottesmutter. Bleibt noch der Erzengel Rafael (deutsch "Gott heilt"). Er kann als Geheimtipp des Trios gelten. In der Bibel wird er zwar nur im Buch Tobit erwähnt, doch dafür ist der Erzengel in dieser Geschichte gleich im Dauereinsatz: Er schützt den jungen Tobias auf seiner gefährlichen Reise, rettet seine Hochzeit und heilt seinen blinden Vater. Darüber hinaus gilt er als Regent der Sonne und soll dementsprechend über einen besonders sonnigen Charakter verfügen. Ursprünglich erinnerte der 29. September an die Weihe der römischen Michaelskirche im 5. Jahrhundert und war allein dem Erzengel Michael gewidmet. Erst im Zuge der Liturgiereform 1969 wurden die Gedenktage der Erzengel zusammengelegt – vom Solo- zum Gruppenauftritt.