Mechthild von Dießen

31.05

Mechtild von Dießen (um 1125-1160) muss eine eindrucksvolle Persönlichkeit gewesen sein. Sie entstammte der einflussreichen Adelsfamilie von Dießen-Andechs, der es nicht an berühmten Mitgliedern mangelte: Mechthilds Bruder Otto saß auf dem Bischofsstuhl von Bamberg und aus der Linie ihres Bruders Berthold gingen die beiden Heiligen Hedwig von Schlesien und Elisabeth von Thüringen hervor. Mit fünf Jahren wurde Mechthild zur standesgemäßen Erziehung dem Kanonissenstift St. Stephan in Dießen übergeben, dem sie als Vierzehnjährige offiziell beitrat. Anders als damals üblich soll die selbstbewusste Augustiner-Chorfrau zeitlebens ihr langes blondes Haar behalten haben. Gleichzeitig habe die für ihre Güte und Hilfsbereitschaft geschätzte Mechthild ein vorbildliches Ordensleben geführt, sodass sie schnell zur Priorin aufstieg. 1153 ernannte sie der Papst gegen ihren Willen zur Äbtissin von Edelstetten bei Krumbach. Hier sollte Mechtild das verfallene Kloster äußerlich wieder aufbauen und auch die innere Disziplin reformieren. Um die Rechte ihres Klosters zu verteidigen, reiste Mechtild 1156 sogar zum Reichstag nach Regensburg und saß mit Kaiser Friedrich "Barbarossa" zu Tisch. An dem internen Widerstand der adligen Stiftsdamen ihres Kloster biss sie sich jedoch die Zähne aus: Nach sechs erfolglosen Jahren legte Mechtild ihr Amt entkräftet nieder und verstarb kurz darauf am 31. Mai 1160 in Dießen. Bis heute prägt der Mechthildskult die Heimatregion dieser Heiligen am Ammersee.