Rechtfertigung, die
Die Lehre von der Rechtfertigung war für die Reformation von zentraler Bedeutung und blieb lange Zeit Streitpunkt zwischen den Konfessionen. Die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre", die am 31. Oktober 1999 in Augsburg zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche vereinbart wurde, ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Überwindung der Kirchenspaltung. Die Theologie fragt mit "Rechtfertigung" oder "Rechtfertigungslehre" nach dem Zentrum des Glaubens: Wie kann der sündige Mensch vor Gott gerecht werden und das Heil erlangen? Wie kann sich der Mensch aus seinen ausweglosen Verlorenheiten lösen und zu einem versöhnten und befreiten Leben finden? "Rechtfertigung" ist in der Bibel einer der Begriffe für dieses Ziel; die Heilige Schrift gebraucht dafür jedoch auch noch andere Worte wie "Befreiung zur Freiheit" (Gal 5, 1-6), "Frieden mit Gott" (Röm 5, 1), "neue Schöpfung" (2 Kor 5, 17) und "Heiligung in Christus Jesus" (1 Kor 1, 2). Die Antwort des Glaubens ist, dass der Mensch sich nicht selbst retten, sondern dass nur Gott allein im Geschenk des Glaubens ihn befreien und versöhnen kann. Nur durch die Gerechtigkeit Gottes gibt es eine Rechtfertigung des Menschen. In dem Wort "Rechtfertigung" sind drei besondere Akzente gesetzt: Es geht 1. um die alleinige Initiative Gottes und nicht um das eigene Tun; 2. ist Gottes Zuwendung an keine Voraussetzung gebunden, sie ist bedingungslos und reine Gnade; 3. kann der Mensch diese neue Gerechtigkeit allein im Glauben empfangen. Mit dieser Formel haben die Theologen wieder eine grundsätzliche Einigung im Verständnis der Rechtfertigung erzielt.