Das Wort zum Sonntag: Ice Bucket Challenge
Die "Ice Bucket Challenge" beim "Wort zum Sonntag"! Sie ahnen, was gleich passiert ... Dieser Kübel mit saukaltem Eiswasser wird mir über den Kopf geschüttet. Und ich werde, sobald ich dann wieder einigermaßen bei Sinnen bin, 100 Euro für die Erforschung und Behandlung einer tödlichen Krankheit spenden. So, wie es in den vergangenen Wochen schon Hunderttausende von Menschen getan haben.
Ok, einige Prominente haben die "Eiskübel-Aktion" vor allem dazu benutzt, sich selbst darzustellen, ohne den ernsten Hintergrund zu erwähnen. Aber mal abgesehen von solch einzelnen Ausrutschern ist das doch eine klasse Sachen.
Ein Mann in den USA leidet an ALS. Amyotrophe Lateralsklerose. Eine Krankheit, die bisher kaum erforscht ist und daher fast immer tödlich verläuft. Der Mann fragt sich: "Wie kann ich auf diese Krankheit aufmerksam machen? Was kann ich tun, dass sie in Zukunft besser behandelt werden kann?" Er kommt auf die Idee, ein kleines Video zu drehen – in dem er von seiner Krankheit erzählt, eine Spende für ihre Erforschung zusagt und drei andere auffordert, es ihm gleich zu tun. Und damit das Video auch wahrgenommen wird, schüttet er sich am Ende einen Kübel Eiswasser über den Kopf. Nur ein paar Wochen später spricht die ganze Welt von der spaßigen "Ice Bucket Challenge" und von der ernsten Krankheit, auf die sie aufmerksam macht. Über 60 Millionen Dollar sind mittlerweile gespendet worden.
Ich finde das großartig. Nicht nur, weil hier die neuen Medien (Youtube, Twitter, Facebook und Co.) einmal einem richtig guten Zweck dienen, sondern auch, weil der Gedanke hinter der Aktion ein zutiefst christlicher ist. Aufmerksam sein für die Not anderer Menschen. Hinsehen, wo viel zu wenige hinsehen. Helfen, wo Hilfe bitter nötig ist. Und dabei ruhig etwas wagen und ausprobieren, auch wenn es zunächst vielleicht naiv erscheint. Ich glaube, das hätte Jesus gefallen.
Deshalb mache auch ich als Christ mit bei dieser Aktion. Allerdings mit zwei kleinen Besonderheiten. Erstens: Ich spende meine 100 Euro nicht für die Erforschung von ALS, für die ja nun schon über 60 Millionen Dollar zu Verfügung stehen, sondern für die Erforschung einer anderen seltenen Krankheit, die noch nicht in aller Munde ist und mir persönlich etwas näher steht, weil der Sohn eines befreundeten Ehepaares an ihr gestorben ist. "Mukopolisaccharidose" wird sie genannt.
Und zweitens: Ich werde niemanden namentlich auffordern, es mir gleich zu tun. Denn so nützlich diese Nominierung anderer in der Anfangsphase ganz sicher war: Mittlerweile scheinen mir da immer häufiger kleinere oder größere Sträußchen ausgefochten zu werden. Wer noch eine Rechnung mit jemandem offen hat, der nominiert ihn, um ihn dem Druck der Öffentlichkeit auszusetzen und ihn zu einer möglichst originellen Reaktion zu zwingen.
Ich bin der Meinung, dass Spendenbereitschaft und subtiler Druck sich nicht vertragen. Wer etwas gibt, der gebe angetrieben vom eigenen Herzen. Und wer sich mit Eiswasser überschütten lassen will, der tue auch das aus freien Stücken.
Einen gesegneten Sonntag Ihnen!