"Jesus überall begegnen"
"Stark! Hier ist Power. Hier sind Menschen, die Kraft haben, die die Puste haben, den Weg mitzugehen, die Visionen haben. Hier ist auch Entschiedenheit. Ich hab gespürt, hier sind Leute unterwegs, die wollen etwas mitgestalten“, resümierte Bischof Dr. Helmut Dieser am Ende des dritten großen Themenforums. 250 Frauen und Männer waren in der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule in Krefeld mit dabei, im Mittelpunkt stand das Handlungsfeld III „Jesus überall begegnen“. Sie diskutierten über Kindertagesstätten als Orte von Kirche, Schule als Ort von Kirche, Jugend – und Bildungseinrichtungen als Orte von Kirche und Andere Orte von Kirche. Mit den Themenforen hat die Analysephase des „Heute bei dir“-Prozesses begonnen.
So offen wie der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess war auch der Tag in Krefeld gestaltet: In einem so genannten Open-Space-Format haben sich 39 Arbeitsgruppen spontan gebildet, um für die vier Teilprozessgruppen des dritten Handlungsfeldes Arbeitsaufträge zu erarbeiten. Diese wurden im abschließenden Plenum vorgestellt: In mehreren Arbeitsgruppen ging es etwa um Kinder und Jugendliche. Wie lassen sich junge Menschen wieder neu vom Glauben ansprechen? Kindertagesstätten, Schulen und Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit seien wichtig und unverzichtbar hoben die Teilnehmer hervor. Die Bedeutung der Religionsunterrichtes und der Schulpastoral wurde zudem mehrfach betont. Denn auch Schule sei Gemeinde und damit eine große Chance. Gleichzeitig wünschten sich die Teilnehmer eine noch stärkere Begleitung der Religionslehrer und mehr Vernetzung untereinander, besonders im Austausch zwischen Schule und Kirchengemeinde.
Mehr in den Blick genommen werden müssten, so forderten es viele, die Menschen am Rande. Hier soll Kirche noch intensiver hinhören und hinsehen, immer mit dem Bewusstsein, dass Gott bereits bei diesen Menschen sei. Als wichtige Felder, die es weiter zu stärken gilt, wurden beispielhaft die Arbeiter- und Betriebspastoral, die Solidaritätskollekte und der Migrationsfonds genannt.
Tue Gutes und sprich darüber – doch wie genau kann das noch besser gehen. Wie präsentiert sich Kirche in der Öffentlichkeit? Die klare Botschaft: Es müssen noch mehr junge Menschen einbezogen werden, die über Kirche und ihren Glauben reden. Auch die Digitalisierung müsse dabei stärker in den Blick genommen werden. Oftmals gebe es viele Bedenken und Angst, sich überhaupt im Internet oder sozialen Netzwerken zu bewegen. Dabei ließen sich viele bereits bestehende kirchliche Angebote direkt in die digitale Welt übertragen. Manche Dinge müssten aber neu gedacht werden, gaben die Teilnehmer den Teilprozessgruppen mit auf den Weg.
Noch mehr neu gedacht werden müssten auch die Orte, an denen Kirche präsent ist. Überraschungspastoral war das hier das Stichwort. Die Teilnehmer forderten, dass Kirche noch mehr dorthin geht, wo die Menschen sind, auch an ungewöhnliche Orte: an Urlaubsorte, Campingplätze, an die Autobahn. Andere Gruppen beschäftigten sich mit Demokratie und Gleichberechtigung in der Kirche. Sie formulierten konkrete Ziele: die Stärkung der Demokratie und die Stärkung der der Rolle der Frau.
„Ich gehe mit viel Mut und Gewissheit, dass wir hier im Bistum Aachen ganz viel kreative Leute haben, die ihre Sachen einbringen und Lust haben, mitzugestalten. Das ist ein gutes Zeichen“, betonte Bischof Dr. Helmut Dieser und dankte allen Teilnehmern, die ihre Ideen, Themen und Vorstellungen in den „Heute bei dir“-Prozess einbringen.
Nach den drei großen Themenforen mit jeweils hunderten Teilnehmern liegen nun die inhaltlichen Leitplanken für die weitere Arbeit der Teilprozessgruppen vor. Diese Gruppen, bestehend aus 10 bis 17 Mitgliedern, werden sich ein halbes Jahr lang im regelmäßigen Rhythmus treffen, um die verschiedenen Themenfelder intensiv zu bearbeiten und analysieren. Die Ergebnisse ihrer Beratungen werden die Teilprozessgruppen bei drei weiteren Themenforen vor- und zur Diskussion stellen, die im kommenden Jahr stattfinden.
Zum Hintergrund:
"Heute bei dir“ ist der synodale Gesprächs- und Veränderungsprozess im Bistum Aachen, den Bischof Dr. Helmut Dieser in seiner Silvesterpredigt 2017 ausgerufen hat. In verschiedenen Phasen, Gruppen und Foren sollen bis zum Jahr 2021 Meinungen und Vorschläge von Menschen aus dem gesamten Bistum gesammelt werden: Wie muss sich Kirche verändern, um den gesellschaftlichen Veränderungen weiterhin gerecht zu werden? Damit wird ein Anliegen von Papst Franziskus umgesetzt. In seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ ruft er zur Erneuerung der katholischen Kirche auf.
Mehr Informationen auf www.heutebeidir.de