Franziskus will mehr Barmherzigkeit in Morallehre
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Oft sei Barmherzigkeit für Menschen, die in Widerspruch zur katholischen Lehre lebten, in der Kirche an zu viele Bedingungen geknüpft, schreibt der Papst in dem Dokument mit dem lateinischen Titel "Amoris laetitia" (Freude der Liebe). Das sei "die übelste Weise, das Evangelium zu verflüssigen".
Franziskus sieht eine Einheit von Lehre und Praxis in der Kirche zwar als notwendig an. Das schließe jedoch keineswegs aus, dass "verschiedene Interpretationen" einzelner Aspekte der Lehre fortbestünden oder auch "einiger Schlussfolgerungen, die aus ihr gezogen werden". Zur umstrittenen Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion äußert sich der Papst in dem Schreiben nicht direkt; auf das Thema Homosexualität geht er nur kurz ein.
Papst frodert mehr Respekt vor Gewissensentscheidungen des Einzelnen
Grundsätzlich fordert Franziskus von der katholischen Kirche mehr Respekt vor der Gewissensentscheidung des Einzelnen in moralischen Fragen. Zudem sei stets eine sorgfältige Prüfung des Einzelfalls und eine Güterabwägung nötig. Zugleich stärkt der Papst die Rolle der Ortskirchen und der einzelnen Bischöfe. Er gesteht ihnen in dem Schreiben mehr Eigenständigkeit und Interpretationsspielraum in der Anwendung der kirchlichen Lehre zu.
Die Kirche müsse "klar ihre objektive Lehre zum Ausdruck" bringen, so Franziskus. Zugleich dürfe sie aber nicht "auf das mögliche Gute" verzichten, "auch wenn sie Gefahr läuft, sich mit dem Schlamm der Straße zu beschmutzen". Mit seinem sogenannten nachsynodalen Apostolischen Schreiben, das in der deutschen Fassung 185 Seiten lang ist, schließt der Papst die Weltbischofssynode über Ehe und Familie ab, die im Oktober 2015 im Vatikan tagte. (KNA)