Gänswein kritisiert fehlendes Glaubenszeugnis
Dem Glauben fehle entweder "irgendwo die Wurzeln" oder die richtige "Wurzelnahrung", so der 59-Jährige, der sowohl dem amtierenden Papst Franziskus dient als auch dem emeritierten Papst Benedikt XVI. Er bemängelte in diesem Zusammenhang den schulischen Religionsunterricht: Die jungen Leute wüssten nach der Schule "fast gar nichts" von ihrer Religion.
Zudem wandte sich der Erzbischof hinsichtlich innerkirchlicher Veränderungen unter Papst Franziskus gegen die Begrifflichkeit "reformieren" oder "Reformation". Diese Begriffe seien "historisch etwas belastet" und "zu weit, zu schwammig und auch erklärungsbedürftig". In Bezug auf eine schnelle Kursänderung sagte Gänswein, die katholische Kirche sei "ein großes Schiff", das mit Bedacht, Klugheit und Tiefgang gelenkt werde, und "kein Paddelboot".
Am Kirchenoberhaupt schätzt Gänswein nach eigenem Bekunden die Klarheit, mit der Franziskus spreche, und seine Menschlichkeit, die jeden berühre. Innerhalb des Vatikan könne er kein Gegenrudern erkennen, jedoch möge es sein, "dass einige mit der Schnelligkeit oder auch mit der Heftigkeit, mit der Papst Franziskus Dinge tut, Schwierigkeiten haben." Hinsichtlich der Frage des Zugangs von wiederverheirateten Geschiedenen zu kirchlichen Sakramenten zeigte sich Gänswein überzeugt, dass Papst Franziskus "auf der Linie seiner Vorgänger, das heißt auch auf der Linie des kirchlichen Lehramtes, weiterschreitet". (KNA)