Wandmalerei in Ruinenstadt Schivta in der Negev-Wüste

Archäologen entdecken älteste Jesus-Darstellung im Heiligen Land

Veröffentlicht am 15.11.2018 um 17:40 Uhr – Lesedauer: 

Tel Aviv-Jaffa ‐ Einhundert Jahre lang wurden die verblassten Linien der Christus-Darstellung an der Wand einer Kirche übersehen. Jetzt haben Archäologen die Kirche in Schivta erneut untersucht und die Wandmalerei mit moderner Fototechnik sichtbar gemacht.

  • Teilen:

In der Ruinenstadt Schivta haben Archäologen die älteste Darstellung der Taufe Jesu im Heiligen Land entdeckt. Die stark verwitterte Wandmalerei in der Kirche der Stadt im Herzen der Negev-Wüste konnte erst durch High-Tech-Fotografie sichtbar gemacht werden.

In der frühchristlichen Kunst ist der jugendliche, bartlose Christus weit verbreitet gewesen. Erst ab dem 6. Jahrhundert hat sich sowohl in der römischen als auch in der byzantinischen Kirche die Darstellung Christi mit langen, glatten Haaren und Bart durchgesetzt. Gerade im Heiligen Land ist der frühe Typus sehr selten.

Jesus mit kurzem lockigen Haar und großen Augen

Der Jesus in Schivta habe kurzes, lockiges Haar, ein längliches Gesicht, große Augen und keinen Bart, sagte die Kunsthistorikerin Emma Ma'ayan-Fanar von der Universität Haifa der Tageszeitung Haaretz am Mittwoch. Die Form der Wandmalerei ermögliche eine Datierung der Kirche auf die Zeit vor dem 6. Jahrhundert. Das mache diese Taufe Jesu durch Johannes zur frühesten Christus-Darstellung im Heiligen Land.

Die Stadt wurde im 2. Jahrhundert gegründet. Auf der Gewürzroute, an der Schivta liegt, wurden bis ins 15. Jahrhundert Nelken, Muskat und Pfeffer aus Asien bis zu den Mittelmeerhäfen transportiert. Die Blüte Schivtas fällt ins fünfte und sechste nachchristliche Jahrhundert. Doch bereits im 8. Jahrhundert wurde die Stadt verlassen. Die Ruinen der ehemaligen Handelsstadt wurden 1871 von Edward Henry Palmer entdeckt. 1920 bemerkten Forscher Spuren von Wandmalereien in der nördlichen Kirche, untersuchten sie aber aufgrund ihres schlechten Zustands nicht weiter. Erst mit den Mitteln der hochauflösenden Fotografie wurden die Farben und Formen auf der Apsiswand wieder als Gesichter und Körper erkennbar. (cst)