Auf Fundamente besinnen
Eine Gürtelschnalle ist in der länglichen Vitrine zu sehen, zwei winzige Münzen und, das Kostbarste, zwei goldene, hauchzarte Blattgoldkreuze, die dem toten Fürsten auf die Augenlider gelegt wurden. "Wir sind glücklich, dass wir diesen Fund hier präsentieren können", sagt Claire Reed, Konservatorin am ausleihenden "Southend Museum".
Das Fürstengrab ist einer von vielen Höhepunkten der Schau, die am Freitag mit einem Festakt in Paderborner Dom im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet wird. Der Frage, wie Europa christlich wurde, widmen sich bis November gleich drei Museen: das Erzbischöfliche Diözesanmuseum, das Museum in der Kaiserpfalz und die Städtische Galerie am Abdinghof. Abgerundet wird "CREDO" von einem breitgefächerten Rahmenprogramm. So können Kinder auf selbst gebauten Flößen die Pader überqueren oder ausprobieren, wie es sich mit Knochen auf Wachstafeln schreibt. Für Erwachsene gibt es Steinmetz-Workshops und Führungen mit thematischen Schwerpunkten, darunter auch einen Rundgang auf Latein.
Lange Christianisierung - nicht nur Kreuzzüge
Mit manchem Vorurteil aufzuräumen, ist das erklärte Ziel der Paderborner. Dafür haben sie mehr als 750 Ausstellungsstücke von 230 Leihgebern aus ganz Europa, Russland und den USA versammelt. Fünf Jahre Vorbereitung hat das Team in die Schau gesteckt. Der - chronologisch betrachtet - erste Teil im Diözesanmuseum soll vor allem zeigen, wie sich heidnische und christliche Kultur von der Antike an vermischt haben. 2Im Gegensatz zu vielen heidnischen Kulten bietet das Christentum eine klare Vorstellung vom Jenseits", erklärt Museumsdirektor Christoph Stiegemann. "Das hat viele Völker überzeugt." Gemeinsam mit Christiane Hohmann hat er "CREDO" von der Idee zur fertigen Ausstellung entwickelt.
Die Christianisierung als schleichender, jahrhundertelanger Prozess - das passt nicht zu der Vorstellung von blutigen Kreuzzügen. "Die gab es natürlich auch", sagt Annika Pröbe. Gemeinsam mit Martin Kroker hat sie den zweiten Teil der Ausstellung in der Kaiserpfalz kuratiert, die sich der kriegerischen Mission im Mittelalter widmet.
"Wir versuchen, beide Seiten der Medaille zu zeigen", sagt sie. "Karl der Große gehört dazu. Die Menschen sollen aber auch erfahren, was uns das Christentum alles gebracht hat - die Schrift, zum Beispiel. Das sollte man zu schätzen wissen."
Europa in der Ausstellung vereint
Um die Frage, wie diese Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg beurteilt wurde, geht es in der Städtischen Galerie. "Es gibt viele Perspektiven auf das Christentum", resümiert Kurator Andreas Neuwöhner, der gemeinsam mit Wolfgang Walter für den abschließenden Teil verantwortlich ist. Aus der Auseinandersetzung mit diesen historischen Sichtweisen könnten durchaus Impulse für Gläubige von heute entstehen, sagt Mitarbeiterin Heike Bee-Schroeter: "Als das Christentum entstanden ist, hat es bestehende Traditionen ernst genommen und miteinbezogen. Das heißt, es darf auch heute nicht starr bleiben."
Für Kurator Stiegemann zeigt ein weiterer Aspekt, wie aktuell die Ausstellung ist. "Durch Krisen im ökonomischen Bereich ist die Idee eines vereinten Europa fast verdunstet", sagt er. "Da ist es wichtig, sich einmal auf die Fundamente zu besinnen." Daher war es den Organisatoren ein Anliegen, Exponate aus ganz Europa zusammenzuführen, auch selten gezeigte Gegenstände wie eine Kette aus dem mittelalterliches Großreich Kiewer Rus. "Den Kollegen aus ganz Europa war es ebenso wichtig wie uns, diese Gemeinsamkeiten festzuhalten", sagt Stiegemann. "So können wir Europa einmal ganz neu in den Blick nehmen."
Von Paula Konersmann (KNA)