Aus einer anderen Bildungswelt
Fast die Hälfte der Menschen im Kosovo ist jünger als 18 Jahre. Bildung und Perspektiven für die Jugend sind der Schlüssel zu einer Zukunft für das Land, in dem sich Kosovo-Albaner und Serben noch immer unversöhnlich gegenüberstehen . "Aber denken sie nicht, dass alle Kosovaren nach neun Jahren Schulpflicht richtig lesen und schreiben können", sagt Happel. Die Lehrer seien oftmals schlecht ausgebildet, die Schulen mies ausgestattet und viele Gebäude im Winter nicht beheizt.
Wer das hört, dem kommt das im September 2005 eröffnete Loyola-Gymnasium wie ein UFO aus einer anderen Welt vor. Nicht aus der Schulwelt des Kosovo erscheint neben den modernen Räumen und der sauberen Anlage auch der Lehrplan, der neben dem kosovarischen Standard auch Deutsch und Latein beinhaltet. "Mit dem Kosovo-Abitur alleine kommt man in Europa nicht weit", erläutert Happel dazu.
Ohne Prüfung keine Aufnahme
Es waren kosovarische Eltern, die sich 2002 an das deutsche katholische Hilfswerk Renovabis mit der Bitte um den Bau einer Schule wandten. Nachdem das Hilfswerk den Bau und die erste Zeit der Einrichtung mitfinanziert hat, wird die Schule nun von Spenden - unter anderem durch die katholische Militärseelsorge - und dem Schulgeld in Höhe von 960 Euro pro Jahr unterhalten.
Trotz dieser finanziellen Hürde kann sich Pater Happel vor Anfragen kaum retten. Aktuell lernen 658 Jungen und Mädchen an der Schule, knapp 150 von ihnen wohnen im angeschlossenen Internat. "Wer die Aufnahmeprüfung nicht besteht, hat aber keine Chance", sagt Happel. Schon mehrfach wurden ihm von Familien deutlich mehr Scheine angeboten, als für das Schulgeld nötig sind. "So was gibt es bei mir aber nicht", fügt Happel resolut hinzu.
Der Jesuitenpater kennt die Spielregeln des Kosovo genau. Er lässt sich nichts bieten. Das ist auch bitter nötig, damit seine Schule auf Dauer Bestand haben kann. "Ich habe schon die absurdesten Kontrollen und behördlichen Anordnungen erlebt", sagt Happel.
So wie er das sagt, kann man sich gut vorstellen, wie er Unruhestifter abprallen lässt. Denn eine katholisch und deutsch geführte Schule gefällt in einem Land, in dem über 90 Prozent Muslime, wenige Serbisch-Orthodoxe und nur eine Handvoll Katholiken leben, längst nicht jedem - trotz staatlicher Anerkennung.
Abitur mit Beistand von oben
Wobei Religion eigentlich keine aktive Rolle im Schulleben spielt. Religionsunterricht gibt es ebenso wenig, wie den von Muslimen verlangten getrennten Sportunterricht von Jungen und Mädchen. "Auch Kopftücher werden Sie hier nicht sehen", sagt Happel.
Eine kleine Kapelle hat die Schule allerdings. Mit einer kreativen Auslegung der Baugenehmigung hatte der Pater sie im Internatsgebäude der Schule eingerichtet. Eines Morgens, Happel war auf Rundgang, traf er in der Kapelle eine Gruppe katholischer und muslimischer Mädchen beim Beten an. "Ich habe sie natürlich gefragt, was sie da machen", sagt er. Darauf hätte er zu hören bekommen: "Ach Pater ... Wir haben doch morgen unsere Abiturprüfungen und da kann das doch nicht schaden."
Von Christoph Meurer
Link-Tipp: Die Webseite des Loyola-Gymnasiums Prizren