Geplante Fertigstellung bis 2026 in Gefahr

Barcelona verzögert Vollendung der Sagrada Familia

Veröffentlicht am 11.07.2017 um 12:50 Uhr – Lesedauer: 
Architektur

Bonn ‐ 2026 sollte es endlich soweit sein. Doch nun wird sich die Fertigstellung der Sagrada Familia wohl weiter verzögern. Grund ist eine Entscheidung des Stadtrats von Barcelona.

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Die Vollendung der Basilika La Sagrada Familia in Barcelona wird sich weiter verzögern. Das gab der Stadtrat der spanischen Metropole bekannt, wie die italienische Tageszeitung "La Stampa" am Montag berichtete. Zuletzt hatte es geheißen, die Kirche solle im Jahr 2026 – zum 100. Todestag ihres ersten Architekten Antoni Gaudi – fertiggestellt werden. Ob dieser Zeitplan eigehalten werden kann, ist nach den neuen Entwicklungen unsicher.

150 Wohnungen abreißen?

In der letzten Bauphase sollte eine Prunktreppe errichtet werden, die vom geplanten Haupteingang des Gotteshauses hinunter zur Avinguda Diagonal, Barcelonas größter Straße, führen würde. Hierfür wären massive stadtplanerische Eingriffe notwendig, die sich eine Touristenstadt wie Barcelona nach Ansicht des Stadtrats nicht leisten kann. Unter anderem müssten mindestens 150 Wohnungen abgerissen und die Bewohner umquartiert werden. "Ein solcher Schritt hat keinen Vorrang", sagte Bürgermeisterin Ada Colau. Vertreter des linksgerichteten Stadtrats hatten schon in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass die Großkirche für sie keine Priorität habe.

Der Grundstein für die Sagrada Familia wurde bereits im Jahr 1866 gelegt, die eigentlichen Bauarbeiten begannen 1882. Mehrfach wechselte die architektonische Leitung. Der Innenraum der optisch markanten Kirche konnte erst in den 2000er-Jahren fertiggestellt werden. Papst Benedikt XVI. nahm am 7. November 2010 die Kirchweihe vor und erhob das Gotteshaus zugleich zur Basilica Minor. Auch im unfertigen Zustand ist sie ein Touristenmagnet: Über drei Millionen Menschen besuchen die Sagrada Familia pro Jahr. Der Bau, der jährlich rund 25 Millionen Euro kostet, wird laut dem Statut der Kirchenstiftung ausschließlich durch Spenden und Eintrittsgelder finanziert.

Höchster Kirchenturm der Welt

Trotz der Entscheidung des Stadtrats wird auch künftig an der Basilika gearbeitet werden. Unter anderem soll demnächst der zentrale Vierungsturm der Kirche ("Christus-Turm") fertiggestellt werden. Mit über 170 Metern wird es der höchste Kirchturm der Welt sein. (tmg)

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