Benedikt XVI. wird bei Heiligsprechung am Sonntag fehlen
Benedikt XVI. wird aller Voraussicht nach nicht an der Heiligsprechung seines Amtsvorgängers Paul VI. und des ermordeten salvadorianischen Erzbischofs Oscar Romero am Sonntag teilnehmen. Der emeritierte Papst sei "nicht mehr so agil wie vor einigen Monaten", sagte Kardinal Angelo Becciu, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, am Donnerstag vor Journalisten im Vatikan.
Paul VI. (1963-1978) hatte kurz nach seiner Papstwahl den jungen Dogmatikprofessor Joseph Ratzinger als beratenden Theologen zum Zweiten Vatikanischen Konzil berufen und ihn 1977 zum Erzbischof von München ernannt und zum Kardinal kreiert. Ratzinger ist damit der letzte noch lebende Kirchenvertreter, der von Paul VI. zum Purpurträger gemacht wurde. Als Ende April 2014 Johannes XXIII. (1958-1963) und Johannes Paul II. (1978-2005) heiliggesprochen wurden, wohnte der heute 91-jährige Benedikt XVI. noch der Zeremonie bei.
Dass Paul VI. und Romero in derselben Zeremonie heiliggesprochen werden, begründete Becciu damit, es seien mehrere Verfahren zu Ende gekommen und damit die Zeit für eine solche Feier. Beide Männer hätten ihr Leben der Kirche geschenkt, Paul VI. auf eine "unblutige Weise", Romero als Märtyrer.
Paul VI. war klar, dass er unpopulär würde
Zum Lehrschreiben "Humanae vitae" (1968), der letzten Enzyklika Pauls VI., die vor allem durch die Ablehnung der künstlichen Empfängnisverhütung Resonanz fand, sagte Becciu, dem Papst sei klar gewesen, dass er damit unpopulär würde; er habe aber sein Gewissen über den öffentlichen Beifall gestellt.
Der salvadorianische Kardinal Gregorio Rosa Chavez bekundete bei der gleichen Pressekonferenz die Hoffnung, Franziskus werde anlässlich seiner Reise nach Panama im kommenden Januar auch das Grab Romeros in San Salvador besuchen. Franziskus habe einen entsprechenden Vorschlag positiv aufgenommen. Die Wunden, die auch innerhalb der salvadorianischen Kirche seit der Zeit der Militärjunta bestanden, seien inzwischen verheilt, sagte der Kardinal. El Salvador erlebe eine "spirituelle Revolution", so der Weihbischof des Hauptstadtbistums.
Romero, ein wichtiger Vertreter der Befreiungstheologie, geriet durch sein Eintreten für soziale Gerechtigkeit und politische Reformen in Opposition zur damaligen Militärdiktatur in El Salvador. Am 24. März 1980 wurde er während einer Messe am Altar erschossen. Sein Tod löste den Bürgerkrieg gegen die seit 1979 herrschende Militärjunta aus. Romero wurde im Mai 2015 in San Salvador seliggesprochen.
Mit der Amtszeit von Paul VI. ist vor allem das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) verbunden, bei dem die katholische Kirche ihr Verhältnis zur modernen Welt neu bestimmte. Bekannt wurde der als Giovanni Battista Montini bei Brescia geborene Papst auch durch seine Enzyklika "Humanae vitae" (1968) zur Sexualethik. Wegweisend war sein Lehrschreiben "Populorum progressio" (1967) zu globaler Entwicklung und wirtschaftsethischen Fragen. (tmg/KNA)