Bisher schweigt Franziskus zu Vorwürfen von Ex-Nuntius Vigano

Bereitet der Vatikan eine Verteidigung des Papstes vor?

Veröffentlicht am 11.09.2018 um 12:25 Uhr – Lesedauer: 
Papst Franziskus sitzt mit Kardinälen aus dem Kardinalsrat an einem Konferenztisch zusammen.
Bild: © KNA
Missbrauch

Vatikanstadt ‐ Bisher schweigt Franziskus zu den Vertuschungsvorwürfen von Erzbischof Carlo Maria Vigano. Doch ein jetzt veröffentlichter Text der engsten Papstberater deutet an, dass sich das bald ändern könnte.

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Eine Erklärung des Kardinalsrates hat Spekulationen genährt, der Vatikan könnte sein Schweigen brechen und auf die Vorwürfe des früheren vatikanische Botschafters, Erzbischof Carlo Maria Vigano, gegen Papst Franziskus antworten. In dem am Montag vom vatikanischen Presseamt veröffentlichten Text heißt es, das Gremium habe seine "volle Solidarität" mit Franziskus bekundet und sei "sich bewusst, dass in der aktuellen Debatte auch der Heilige Stuhl eventuell nötige Klärungen vorbereitet".

Nähere Angaben dazu, machte der Kardinalsrat, auch K9-Rat genannt, nicht. Beobachter sind sich uneins darüber, wie diese Aussage zu interpretieren ist. Einige deuten sie so, dass der Vatikan bereits im Begriff sei, eine Antwort auf Vigano zu formulieren. Andere sehen darin nur einen Hinweis darauf, dass der Vatikan sich öffentlich äußern werde, sobald er dies für erforderlich halten sollte.

Franziskus hatte es abgelehnt, sich zu den Vorwürfen in der Sache zu äußern. Er hatte die Journalisten aufgefordert, sich selbst ein Urteil über Viganos Behauptungen zu bilden. Auch der Vatikan wollte sich bislang nicht dazu äußern. Erzbischof Vigano hatte Franziskus darin beschuldigt, Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs gegen den früheren Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick jahrelang ignoriert zu haben. Er forderte deshalb den Rücktritt von Franziskus.

Kardinalsrat schlägt Verjüngung des Gremiums vor

Weiter teilte der Kardinalsrat mit, dass er dem Papst eine Reform und Verjüngung des Gremiums vorgeschlagen habe. Man habe Franziskus gebeten, nach fünf Jahren "Arbeit, Struktur und Zusammensetzung" des Kardinalsrats nachzudenken, auch unter Berücksichtigung des "fortgeschrittenen Alters einiger Mitglieder".

Zwei Mitglieder des Kardinalsrats sehen sich zudem derzeit im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch mit Vorwürfen konfrontiert: George Pell (77) ließ sich im Juni 2017 als Leiter des  vatikanischen Wirtschaftssekretariats beurlauben, um sich in seinem Heimatland Australien vor Gericht gegen Missbrauchsvorwürfe zu verteidigen. Dem Chilenenen Francisco Javier Errazuriz (85) werfen Missbrauchsopfer vor, als Erzbischof von Santiago die Strafverfolgung sexueller Vergehen behindert zu haben. Beide Kardinäle bestreiten ein Fehlverhalten.

Franziskus hatte den Kardinalsrat im April 2013 ins Leben gerufen. Das Gremium soll ihn bei der Kurienreform und der Zusammenarbeit zwischen Vatikan und Bischofskonferenzen unterstützen. Franziskus berief neun Kardinäle in den Rat. Landläufig wird er daher auch als "K9-Rat" bezeichnet. Die Kardinäle hatten am Montag im Vatikan ihre 26. Beratungsrunde unter Ausschluss der Öffentlichkeit begonnen. Das Treffen dauert bis Mittwoch. Aus Deutschland ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Münchens Erzbischof Kardinal Reinhard Marx (64), Mitglied des Gremiums. (tja)