Kein Frömmigkeitstest für Schweizergardisten
Der Basler Bischof Felix Gmür hat keine Angst um die Zukunft der Schweizergarde. "Vielleicht wird die Rekrutierung schwieriger, aber da muss man eben intensiver suchen", sagte Gmür am Rande der Vereidigungsfeier für neue Gardisten am Sonntag im Vatikan dert Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 32 Rekruten legten dieses Jahr den feierlichen Schwur auf die Gardefahne ab. Gmür nahm als Bischof des Gastkantons Luzern teil.
Die päpstlichen Schutztruppe besitzt aktuell eine Sollstärke von 110 Mann und soll auf 135 ausgebaut werden. Allerdings rechnet das Gardekommando für die Zukunft mit Rekrutierungsengpässen. Gründe sind geburtenschwache Jahrgänge, aber auch die Reduzierung der Mannschaftsstärke der Schweizer Armee; Bewerbungsvoraussetzung für die Papst-Truppe ist der Abschluss einer Rekrutenschule in der Schweiz. Hinzu kommt, dass sich immer weniger junge Schweizer mit der katholischen Kirche identifizieren. Gardekommandant Christoph Graf nannte bei einer Pressekonferenz vor der Vereidigungsfeier "eine Realität", dass vielen Kandidaten eine religiöse Prägung fehle. "Wenn wir nur Gardisten wollten, die jeden Sonntag zur Messe gehen, könnte die Garde nicht existieren", so Graf.
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Schon jetzt sei es so, dass manche Gardisten erst im Vatikan den katholischen Glauben näher kennenlernten, sagte auch Bischof Gmür. Bei Interessenten für den Gardedienst sei die religiöse Praxis "wie bei anderen Jugendlichen auch - manchmal groß, manchmal weniger groß". Es gebe keinen "Praxistext" für die Frömmigkeit der Bewerber, sagte Gmür: "Man muss ja nicht das Vaterunser aufsagen oder das Glaubensbekenntnis können - das Interesse ist wichtig." Die Gardisten suchten einen "Weg für ihr Leben und suchen auch Gott", so der Bischof.
Zur Frage, ob eine stärkere institutionelle Unterstützung durch Bundesrat oder Schweizer Armee der päpstlichen Garde bei ihrem Rekrutierungsproblem helfe, äußerte sich Gmür zurückhaltend. Es sei die Frage, ob dies Nutzen bringe. "Das Beste ist die Werbung von ehemaligen Gardisten und in den Pfarreien, die Mundpropaganda", sagte der Bischof. Einem jungen Mann, der sich mit dem Gedanken trage, sich für die Garde zu bewerben, würde Gmür zuraten. "Das hat mich vor ein paar Monaten einer gefragt; da habe ich ihm gesagt: 'Geh hin, du kannst nur gewinnen'", so der Bischof.
Die Schweizergarde existiert seit 1506. Das Datum der jährlichen Vereidigung erinnert an die Plünderung Roms durch die Landsknechte Kaiser Karls V., den sogenannten Sacco di Roma am 6. Mai 1527. Damals fielen 147 Soldaten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII. (1523-1534). Die meisten Rekruten verpflichten sich heute für eine zweijährige Dienstzeit. (bod/KNA)