Bischof: Ohne Flüchtlingshilfe Eucharistie wirkungslos
Ungewöhnlich deutlich hat sich Bischof Mario Grech des maltesischen Bistums Gozo in der Flüchtlingsfrage an katholische Gläubige gewandt: Die Eucharistie verliere "ihre gesamte Bedeutung und Wirkung, wenn die Armen ignoriert und gedemütigt werden", schrieb Grech in einem Hirtenbrief, der am Wochenende in allen Gemeinden seines Inselbistums verlesen wurde. Man könne nicht in der Messe "Christus das Herz öffnen und es zugleich vor denen verschließen, die leiden", zitierte der italienische bischöfliche Pressedienst SIR (Montag) aus dem Schreiben.
Grech bezog sich dabei auf die "Migranten, die aus dem einen oder anderen Grund auf der Suche nach einer besseren Zukunft ihre Heimat verlassen". Für die Herausforderungen der Migration gebe es keine einfachen Lösungen, räumte der 61-Jährige ein. "Aber bewegt vom Wort Gottes und vom Beispiel unseres Herrn Jesus Christus, glaube ich, dass wir als gläubige Gemeinschaft nicht still und gleichgültig bleiben können angesichts dieser Tragödie, die unser Land und die Europäische Union betrifft", so der Bischof.
Migranten dürfen auf Sizilien europäisches Festland betreten
Palermos Erzbischof Corrado Lorefice warnte derweil vor einer Durchsetzung nationaler Eigeninteressen in der europäischen Migrationspolitik. Wenn man das gemeinsame Haus zerstöre, stünden am Ende alle ohne Dach da, erklärte der Oberhirte der sizilianischen Hauptstadt laut dem bischöflichen Pressedienst SIR (Montag). Dies sei "die Kurzsichtigkeit des politischen Egoismus". Abschottung gegenüber Flüchtlingen und Migranten sei eine "gefährliche Illusion", so Lorefice. Eine Zivilisation, in der es normal sei, dass der eine lebe, weil der andere sterbe, sei "dem Ende nah". Wenn Europa seine Häfen schließe, scheitere es mit seiner Humanität, seinem Lebenswillen und seinem Wunsch nach Gemeinschaft.
Unterdessen erhielten die kürzlich von einem Holzboot im Mittelmeer geretteten Migranten Zugang zum italienischen Festland. Laut örtlichen Medienberichten begann die Aktion gegen Mitternacht in Pozzallo auf Sizilien. Zuletzt hatten sich Malta, Frankreich, Spanien, Portugal und Deutschland bereit erklärt, Betroffene von den Schiffen aufzunehmen.
Im aktuellen Fall geht es um einige Hundert Personen, die vor Sizilien auf zwei Schiffen der EU-Grenzschutzagentur Frontex und der italienischen Finanzpolizei ausgeharrt hatten. Die Regierung Italiens hatte als Bedingung für den Zugang zu einem Hafen eine EU-weite Verteilung der Migranten gefordert. Zuletzt hatte die Kirche in Italien gegen die Flüchtlingspolitik der neuen Regierung protestiert. Mehrere Bischöfe forderten humanitäre Korridore und geregelte Zugangsmöglichkeiten. (bod/KNA)