Kirche stehe "am Anfang eines geistlichen und geschichtlichen Tsunamis"

Bischof Overbeck: Kein synodaler Weg ohne Verbindlichkeit

Veröffentlicht am 25.05.2019 um 15:01 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Der "Synodale Weg" müsse ein Weg der ganzen Kirche in Deutschland sein, fordert der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Und am Ende müssten konkrete Ergebnisse stehen. Sonst drohe der Kirche völlige Belanglosigkeit.

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Der von den deutschen Bischöfen geplante "Synodale Weg" muss nach Worten von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck "ergebnisoffen und möglichst klar strukturiert" gestaltet werden. "Der 'Synodale Weg' kann nur ein Weg der ganzen Kirche in Deutschland sein", sagte er am Samstag in Münster. Der Prozess müsse eine breite Teilhabe ermöglichen und in verbindliche Ergebnisse münden. "Ohne Verbindlichkeit gibt es diesen Weg mit mir als Bischof nicht", unterstrich Overbeck. Er äußerte sich bei einer Fachtagung der Katholisch-Theologischen Fakultät.

In den Beratungen müsse zudem ein anderer Stil des Umgangs entwickelt werden. "Wir brauchen ein diskursives Miteinander und ein Ringen um das bessere Argument", betonte der Bischof. "Die Kritik an der Kirche muss Gehör finden, damit es zu einem echten Kulturwandel kommt." Im Hinblick auf die Verbindlichkeit der Beschlüsse biete sich eine doppelte Zwei-Drittel-Mehrheit an. Um die kirchliche Lehre weiterzuentwickeln, brauche es auch "eine systematische Rezeption von sozial- und humanwissenschaftlichen Erkenntnissen."

Overbeck wandte sich gegen eine "Identitätssicherung nach innen" und eine "Vereinfachungs- und Vereindeutigungslogik", die vor allem die säkulare Außenwelt für die Krise der Kirche verantwortlich machen wolle. "Die alte Zeit ist zu Ende", mahnte der Bischof. "Wir sind in einer Krise und stehen an einer Zäsur, die vielleicht noch tiefer geht als die Reformation, am Anfang der Wirkung eines geistlichen und geschichtlichen Tsunamis." Wenn Kirche sich den gegenwärtigen Herausforderungen verweigere, drohe sie völlig belanglos zu werden. "Wir müssen Schneisen schlagen", so Overbeck.

Die deutschen Bischöfe
Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Einzug der Kardinäle und Bischöfe zum Eröffnungsgottesdienst zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 2019. In Lingen beschlossen die Kirchenoberen einen "Synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sprach von einer "großen Unruhe und einem tiefen Vertrauensverlust" unter den deutschen Katholiken. "Viele sind enttäuscht über das Ausbleiben von Reformen." Es gebe in der Kirche "nicht nur ein Beschlussproblem, sondern auch eines der Umsetzung einmal erarbeiteter Beschlüsse", kritisierte Sternberg.

Den "Synodalen Weg" werde man nur dann beschreiten können, wenn es tragfähige Statuten und klare Beschreibungen der Ergebnisse gebe. Die Form für diesen Gesprächsprozess müsse noch gefunden werden. Auf das Einstimmigkeitsprinzip solle verzichtet werden, um wirkliche Beschlüsse zu ermöglichen, so Sternbergs Empfehlung.

Zuletzt hatte der Augsburger Bischof, Konrad Zdarsa, Kritik am "Synodalen Weg" und an der Bewegung "Maria 2.0" geäußert. An der Zahl der Kirchenaustritte werde auch der "synodale Weg", den die Bischöfe kürzlich als Reaktion auf den Missbrauchsskandal beschlossen hatten, nichts ändern. Er selbst trage den synodalen Weg nicht mit, betonte Zdarsa. Eine Erneuerung der Kirche könne es nur durch persönliche Bekehrung, Hinwendung zu Gott und einem Leben aus dem Glauben und den Sakramenten geben. (cst/KNA)