Hildesheimer Oberhirte will Akten öffnen

Bischof Wilmer über Missbrauch: Wir haben nichts zu verheimlichen

Veröffentlicht am 11.10.2018 um 13:27 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim ‐ Wie kann die Kirche nach der Missbrauchsstudie Glaubwürdigkeit und Vertrauen zurückgewinnen? Für den Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer ist die Antwort klar: Transparenz schaffen und die Akten öffnen – auch für Externe. In der norddeutschen Diözese gibt es sogar Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Bischof.

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Der neue Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer will für die Aufklärung von Missbrauchsfällen in seinem Bistum die Akten weitgehend öffnen. "Ich bin für eine offene Herangehensweise. Wir haben nichts zu verheimlichen", sagte er dem "Rundblick" (Donnerstag). Er sei dafür, Akten auch für Externe zu öffnen. "Anders können wir Glaubwürdigkeit und Vertrauen nicht zurückgewinnen." Der Bischof lasse sich derzeit beraten, wie eine Öffnung der Unterlagen aussehen könne, zitierte das Blatt einen Sprecher.

Zuletzt hatte Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU) die katholische Kirche aufgefordert, den Staatsanwaltschaften Einblick in ihre Unterlagen zu gewähren. Sie erwarte von den Bistümern "eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit der Justiz", sagte sie der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Aufklärung im Raum stehender Vorwürfe sei Aufgabe der Justiz und nicht der Kirche.

"Landesregierung geht mit Kirche zu vorsichtig um"

Der niedersächsische FDP-Fraktionschef Stefan Birkner hatte kritisiert, die Landesregierung gehe beim Thema sexueller Missbrauch zu vorsichtig mit der Kirche um. "Es gibt weder rechtlich noch politisch einen Grund zur Zurückhaltung - meines Erachtens müssten die Staatsanwaltschaften tätig werden und Akten, die die Kirche nicht herausgibt, beschlagnahmen", sagte der Politiker der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte Ende September die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgestellt. Das Papier verzeichnet im Bistum Hildesheim mindestens 153 Betroffene und 46 beschuldigte Priester in den vergangenen Jahrzehnten. 36 von den mutmaßlichen Tätern sind den Angaben zufolge gestorben. Gegen die zehn noch lebenden Geistlichen wurden laut Bistum kirchliche Sanktionsmaßnahmen verhängt und teils Strafanzeige gestellt.

In der norddeutschen Diözese gibt es unter anderem auch Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988). Dieser soll zwischen 1958 und 1963 einen Jungen sexuell missbraucht haben. Er ist der erste deutsche Bischof, dem sexueller Missbrauch Minderjähriger vorgeworfen wird. Bislang konnten die Vorwürfe weder bewiesen noch entkräftet werden. Wilmers Vorgänger im Amt, Bischof Norbert Trelle, hatte die Vorwürfe als "plausibel" bezeichnet.

Heiner Wilmer (57) ist seit dem 1. September Bischof von Hildesheim. Der frühere Generalobere des Dehonianer-Ordens trat die Nachfolge von Norbert Trelle an, der aus Altersgründen aus dem Bischofsamt ausschied. Das Bistum Hildesheim ist flächenmäßig die drittgrößte Diözese Deutschlands. (tmg/KNA)