Augsburgs Bischof will die deutsche Kirche organisatorisch umbauen und stärker nach Osten ausrichten

Bischofskonferenz nach Berlin?

Veröffentlicht am 20.02.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Augsburg

Cottbus ‐ Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat sich für einen Umzug der Deutschen Bischofskonferenz von Bonn nach Berlin ausgesprochen. Der neue Vorsitzende der Konferenz, der im März bei der Vollversammlung der Bischöfe in Münster gewählt wird, sollte seinen Dienstsitz "künftig auf jeden Fall in der Hauptstadt Deutschlands haben" sagte Zdarsa am Mittwoch in einem Interview der "Lausitzer Rundschau".

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Der Augsburger Oberhirte begründete seine Forderung unter anderem mit der von Papst Franziskus formulierten Aufforderung, die Kirche müsse stärker an die Ränder der Gesellschaft gehen. "Der Osten unseres Landes und das ehemalige Ostberlin gelten ja vielen im Westen als die religiös und moralisch ausgebranntesten Landschaften Deutschlands. In diesem Sinne sind das nun wirklich 'die Ränder'", so Zdarsa.

Beitrag zur Entweltlichung

Darüber hinaus wäre ein Umzug des Sekretariats der Bischofskonferenz "und die damit zwangsläufig verbundene Verschlankung des Apparats" nach Ansicht des Bischofs "ein großartiger Beitrag" zu der vom emeritierten Papst Benedikt XVI. angestrebten Entweltlichung der Kirche. Zdarsa, der in Sachsen geboren wurde und vor seinem Wechsel nach Augsburg drei Jahre Bischof im ostdeutschen Görlitz war, begründete seinen Vorstoß zudem auch politisch: Mit einer Verlegung des Sekretariats von Bonn nach Berlin würde signalisiert, "dass die Wiedervereinigung Deutschlands nun bei allen deutschen Bischöfen angekommen ist."

Bild: ©katholisch.de

Am Dienstag, 24.09.2013, begann die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda mit einem Eröffnungsgottesdienst.

In diesem Zusammenhang sprach sich Zdarsa gegenüber der Zeitung auch für eine von allen deutschen Bistümern getragene Katholische Akademie in Berlin aus. Dies sei überfällig, um "noch aufmerksamer zur Kenntnis zu nehmen und zu multiplizieren, was an katholischem Glaubensleben in den verschiedensten Teilen unseres Landes passiert und welche neuen Aufbrüche landesweit zu verzeichnen sind".

"Vorsitzender ist kein Vorgesetzter"

Mit Blick auf die für 12. März geplante Wahl des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz mahnte der 69-Jährige einen nüchterneren Blick auf das Amt an. Schließlich sei der Vorsitzende kein Vorgesetzter seiner Mitbrüder. "Wenn er sich in einer Angelegenheit äußert, heißt das noch lange nicht, dass alle Bischöfe so denken", sagte Zdarsa. Der Konferenzvorsitzende könne keinem Diözesanbischof die Verantwortung abnehmen; genauso wenig dürfe sich ein Diözesanbischof hinter dem Vorsitzenden verstecken. Dieser sei am ehesten ein "Sprecher oder Moderator der Versammlung der deutschen Bischöfe".

Seine persönlichen Erwartungen an den künftigen Vorsitzenden formulierte Zdarsa so: "Er sollte von allen Bischöfen als wahrer Mitbruder angesehen und geschätzt werden. Er sollte ein selbstbestimmter glaubwürdiger Geistlicher und theologischer Lehrer zugleich sein. Und er sollte ein ausgewogenes Verhältnis zum Bischof von Rom haben." Konkrete Namen wollte der Bischof jedoch nicht nennen. (stz)

Stichwort: Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss aller katholischen Bischöfe und Weihbischöfe in Deutschland. Aufgabe der Konferenz sind das Studium und die Förderung gemeinsamer pastoraler Aufgaben, die gegenseitige Beratung, die notwendige Koordinierung der kirchlichen Arbeit, der gemeinsame Erlass von Entscheidungen sowie die Pflege von Verbindungen zu anderen Bischofskonferenzen. Oberstes Organ der Bischofskonferenz ist die zweimal jährlich tagende Vollversammlung . Weitere Organe sind der Ständige Rat , in dem jede Diözese durch den Bischof mit Sitz und Stimme vertreten ist, der Vorsitzende und die Bischöflichen Kommissionen .