Bischofskonferenz nach Berlin?
Der Augsburger Oberhirte begründete seine Forderung unter anderem mit der von Papst Franziskus formulierten Aufforderung, die Kirche müsse stärker an die Ränder der Gesellschaft gehen. "Der Osten unseres Landes und das ehemalige Ostberlin gelten ja vielen im Westen als die religiös und moralisch ausgebranntesten Landschaften Deutschlands. In diesem Sinne sind das nun wirklich 'die Ränder'", so Zdarsa.
Beitrag zur Entweltlichung
Darüber hinaus wäre ein Umzug des Sekretariats der Bischofskonferenz "und die damit zwangsläufig verbundene Verschlankung des Apparats" nach Ansicht des Bischofs "ein großartiger Beitrag" zu der vom emeritierten Papst Benedikt XVI. angestrebten Entweltlichung der Kirche. Zdarsa, der in Sachsen geboren wurde und vor seinem Wechsel nach Augsburg drei Jahre Bischof im ostdeutschen Görlitz war, begründete seinen Vorstoß zudem auch politisch: Mit einer Verlegung des Sekretariats von Bonn nach Berlin würde signalisiert, "dass die Wiedervereinigung Deutschlands nun bei allen deutschen Bischöfen angekommen ist."
In diesem Zusammenhang sprach sich Zdarsa gegenüber der Zeitung auch für eine von allen deutschen Bistümern getragene Katholische Akademie in Berlin aus. Dies sei überfällig, um "noch aufmerksamer zur Kenntnis zu nehmen und zu multiplizieren, was an katholischem Glaubensleben in den verschiedensten Teilen unseres Landes passiert und welche neuen Aufbrüche landesweit zu verzeichnen sind".
"Vorsitzender ist kein Vorgesetzter"
Mit Blick auf die für 12. März geplante Wahl des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz mahnte der 69-Jährige einen nüchterneren Blick auf das Amt an. Schließlich sei der Vorsitzende kein Vorgesetzter seiner Mitbrüder. "Wenn er sich in einer Angelegenheit äußert, heißt das noch lange nicht, dass alle Bischöfe so denken", sagte Zdarsa. Der Konferenzvorsitzende könne keinem Diözesanbischof die Verantwortung abnehmen; genauso wenig dürfe sich ein Diözesanbischof hinter dem Vorsitzenden verstecken. Dieser sei am ehesten ein "Sprecher oder Moderator der Versammlung der deutschen Bischöfe".
Seine persönlichen Erwartungen an den künftigen Vorsitzenden formulierte Zdarsa so: "Er sollte von allen Bischöfen als wahrer Mitbruder angesehen und geschätzt werden. Er sollte ein selbstbestimmter glaubwürdiger Geistlicher und theologischer Lehrer zugleich sein. Und er sollte ein ausgewogenes Verhältnis zum Bischof von Rom haben." Konkrete Namen wollte der Bischof jedoch nicht nennen. (stz)